Was Ärzte so verdienen…

Aus dem Gerichtssaal

In einem Strafverfahren wegen Betrugs hat die Angeklagte dem Geschädigten nette Geschichten erzählt, um Geld aus ihm herauszuholen. Erst teilte sie ihm mit, sie sei ungewollt schwanger von ihm geworden, und er solle ihr doch bitteschön Geld für einen Abbruch geben, und das reichlich. 1500 € würde das kosten, so die Angeklagte. Das hat er gemacht – dann wurde es abenteuerlich: der Arzt habe einen Fehler gemacht, es seien Zwillinge gewesen, und es sei nur einer der Zwillinge dem Abort zum Opfer gefallen, da müsse nachgearbeitet werden. Und das koste wieder…

Danach berichtete sie von einem Kunstfehler, da müsse ein Anwalt bezahlt werden, und so ging es weiter, bis 20 000 € (!) erreicht waren, dann wurde es dem Geschädigten irgendwie zu viel, schließlich ist das auch kein reicher Mann. Also wurde die Polizei eingeschaltet.

Die staatsanwaltlichen Ermittlungen haben für alles hieb- und stichfeste Beweise zutage gefördert. Aber, das für uns spannendste: erst mal waren die Juristen schon der Auffassung, dass 1500 € für einen Abort schlüssig seien, man kennt die Anwalts- und Architektengebühren. Es muss jedoch alles seine Richtigkeit haben, also hat man von der AOK Auskunft eingeholt, was denn so eine Abtreibung tatsächlich koste. Und da waren selbst die hartgesottenen Juristen baff: 349 € für eine Abtreibung in Vollnarkose, so die Auskunft der AOK, würden von der Kasse dafür bezahlt. Das kostet mal eben eine Erstberatung eines Anwalts. Da reibt man sich erstaunt die Augen: da sind zwei vollwertige Ärzte am Werk (ein Anästhesist und ein Gynäkologe), die nach einem mindestens 11-jährigen Ausbildungsgang (nach dem Abitur!) mit so einem läppischen Honorar abgespeist werden, von dem sie auch noch die Kosten tragen müssen (insbesondere die hohen Versicherungsprämien, denn wenn was schiefgeht sind die Leute mit Klagen rasch dabei, und da werden Schadenssummen genannt, die in die hunderttausende gehen).

Was lernen wir daraus? Politik, Kassen und Medien haben es in einer unheiligen Allianz geschafft, das Arztbild in der Öffentlichkeit vollkommen zu verfälschen. In Arztserien wird der Arzt stets als zumindest gut situiert dargestellt (dasselbe gilt ja auch für den Zahnarzt), und aus der allgemeinen Lebenserfahrung (Handwerker, Anwalt) kennt man ja die Rechnungshöhen. Nur beim Arzt oder Zahnarzt (dem Sachleistungsprinzip sei Dank) bekommt man keinen Nachweis über die Honorare, also schließt der Laie aus Status, Ausbildung und Aufwand auf Zahlungen, die weit jenseits der Realität liegen. Wie soll auch ein Laie auf die Idee kommen, dass der (Zahn)Arzt sich mit einem Bruchteil dessen begnügt was ein simpler Waschmaschinenmechaniker nimmt? Der berechnet ja schon für die Anfahrt nur unwesentlich weniger als der Gynäkologe für einen Schwangerschaftsabbruch, siehe oben.

Und weil das so ist können Betrüger auch ganz leicht ihren dunklen Spielchen nachgehen – bestünde mehr Wissen über (Zahn)Arzthonorare in der Öffentlichkeit käme kaum ein Opfer auf die Idee so hohe Zahlungen zu leisten, da wäre der Betrug schon viel mühsamer. Und natürlich hätten es dann die Kassen auch nicht mehr so leicht die Honorare weiter zu drücken (denn, das tun sie, indem sie immer mehr „Prüfanträge“ wegen angeblicher Unwirtschaftlichkeit stellen – letztlich ist das Honorarkürzung durch die Hintertür!).

Die Standesführung hat hier auf der ganzen Linie versagt. Die Funktionäre haben es zu keinem Zeitpunkt v erstanden die Medien so zu informieren, dass ein realistisches Bild des (Zahn)Arzteinkommens bzw. der Leistungshonorare in der Öffentlichkeit entstanden wäre. Und was am meisten aufregen kann: es wird kaum bzw. gar nicht über die finanzielle Not einzelner (Zahn)Ärzte berichtet. Es sind persönlich Fälle bekannt von Insolvenz (der Arzt haftet persönlich, also ist die Insolvenz stets auch eine Privatinsolvenz!), es sind Fälle bekannt, in denen der Praxisbetrieb nur durch Zuwendungen von Verwandten etc. noch möglich ist – und in der Statistik stehen (Zahn)Ärzte nach wie vor als „Großverdiener“ da. Irgendetwas stimmt nicht mit den Statistiken, die scheinen ebenso inkorrekt wir die zur Inflation, die angeblich nur zwei bis drei Prozent jährlich betragen soll seit Einführung des Euro, aber der tägliche Einkauf eine ganz andere Realität widergibt. Eine Tasse Café? 3,50 €, das hat man 2000 in DM bezahlt, Preissteigerung 100 Prozent. Ein großes Bier? 3,80 € – das hat 2000 auch nicht mehr in DM gekostet. Kann man leicht weitertreiben – die Zahlen können gar nicht stimmen, das zeigt die Lebenserfahrung. Wenn da schon getürkte Zahlen Verwendung finden, dann ist es wohl mit den veröffentlichten Zahlen zu den (Zahn)Arzteinkommen auch nicht viel anders.

Eine Allianz aus Politik und Medien überzieht das Volk mit einem Gespinst an Halb- und Unwahrheiten, und dabei gibt es eben Opfer: derzeit sind es die Heilberufe – wer wird der nächste sein?!

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