Zukunft Gesundheitswesen




Gesundheitspolitik aktuell

Bloß Wahlgepolter oder was?

 

Die bayerischen Hausärzte haben letztes Jahr etwas bisher für unvorstellbar gehaltenes geschafft: sie haben die CSU, die Regierungspartie, die seit Jahrzehnten unangefochten die Geschicke dieses Bundeslandes bestimmt hatte, plötzlich wie aus heiterem Himmel zurückgestutzt, auf knapp über 40 Prozent Stimmenanteil (nach früher regelmäßig satten 50+ Ergebnissen, letztmalig hatte Stoiber über 60Prozent eingefahren!) und damit eine Koalition mit der FDP erzwungen.  Wie sie das geschafft haben sollen? In allen Praxen der ärztlichen Kollegen hingen Plakate aus, in denen Stimmung gegen die Regierungspartei gemacht wurde – dabei stammten die kritisierten Änderungen im Gesundheitswesen gar nicht aus München, sondern aus Berlin, ais dem dortigen BMG unter Ulla Schmidt.

Gestärkt durch diesen Erfolg und strotzend vor Selbstbewusstsein starten sie nun die nächste Kampagne, diesmal gegen die FDP, die nach Ansicht der Ärzte zu freiheitlich (!) argumentiert. Die von den Liberalen angepeilte Auflockerung der GKV mit weitgehender Privatisierung passt den Hausärzten nicht, haben sie doch gerade in Sonderverträgen mit der AOJK große Privilegien erstritten. Momentan leben die Hausärzte ja mit der GKV sehr komfortabel, das Ganze zu Lasten der Fachärzte. Kollegialität ist da wohl Fehlanzeige – wenn die Decke nicht reicht, um alle warm zu halten, dann sieht halt jeder zu, dass er ein möglichst großes Stück abbekommt.

Da sehen sich die Hausärzte wohl in einer Linie mit dem BMG: Ulla Schmidt lässt gerade prüfen, wie man die Privatversicherer abschaffen könnte, so berichten einige Medien aus fundierter Quelle. Das wäre folgerichtig die Fortsetzung der bisherigen Politik, und die Privaten trifft nicht überraschend. Die prüfen ja auch schon seit geraumer Zeit die Gründung von gesetzlichen Kassen. Immerhin: es wäre eine klare Richtung, die derzeit vermisst wird. Denn: in Österreich ist das ja schon lange so, dass Jeder in der GKV pflichtversichert ist, wobei die GKV dann Mindeststandards beschreibt und Gebührensätze festlegt, auf die sich kein Arzt wirklich einlassen muss. Grundsätzlich gilt dort die Vertragsfreiheit, d.h., Arzt und Patient vereinbaren, was gemacht werden soll und was dafür zu bezahlen ist, der Patient geht dann mit der Rechnung zur Kasse und lässt sich dort den Kassenanteil erstatten, den Differenzbetrag tragen die Österreicher mit Fassung.  Das funktioniert seit Jahrzehnten außerordentlich gut, und die Gesamtkosten des Gesundheitswesens laufen auch ncith Aus dem Ruder. Dabei kann man Österreich nun wirklich nicht des Sozialdumpings bezichtigen…

Der andere Weg wäre ein vollständige Privatisierung, was Verhältnisse wie in USA schaffen würde, nur, den will hierzulande Keiner wirklich beschreiten.  Nur, das ungesunde Mischsystem bei uns hat sich selbst überlebt, das sollte sich herumgesprochen haben. Es ist ineffektiv und krass ungerecht. Mangel- und Überversorgung bei praktscih ungebremster Kostenexplosion, das ist nicht zukunftsfähig, da wird man heilige Kühe schlachten müssen.  Das deutsche Gesundheitswesen ist nicht „das beste der Welt“, auch wenn es tatsächlich einmalig ist, das jedoch nur in Form einer überbordenden Bürokratie verbunden mit mangelnder Effizienz, das bestätigen alle bisher publizierten internationalen vergleichenden Studien. Es kann doch nicht sinnvoll sein, dass ein Arzt – egal ob im Krankenhaus oder in der Praxis – gut ein Drittel seiner Arbeitszeit für Verwaltungsaufgaben opfern muss – der Arzt hat Arzt gelernt und nicht Bürohemgst!  Es wäre doch allemal besser, ihn/sie das tun zu lassen, was in einem teuren und langen Studium an Fertigkeiten erworben wurde – das wäre effizient, denn die Verwaltung entzieht ja Arbeitskraft, die von anderen, weniger qualifizierten, Werktätigen nicht geleistet werden kann.

Es ist auch unsinnig die Therapie so zu verzerren, wie derzeit üblich: da wird der Kassenpatient  vom Privatpatienten subventioniert – gerecht ist das nicht. Es müsste auch hier gelten: gleicher Lohn für gleiche Arbeit, will heißen, das Honorar für die Privatbehandlung dürfte keinesfalls höher sein als das für die Behandlung des GKV-Patienten. Denn; wenn wir ehrlich sind, dann erhält der Privatpatient keine bessere Behandlung, nur eine höhere Rechnung, alles andere ist mehr oder weniger Propaganda.

Insofern muss man, bei aller Kritik an der Person, der Gesundheitsministerin Glück wünschen bei ihrem Vorhaben. Zu wünschen ist dabei nur, dass es dann parallel zu einer Öffnung der Verträge kommt, analog österreichischen Verhältnissen. Denn, ein Zwangssystem mit Verbot der Zuzahlung, das wäre noch schlimmer als das, was wir jetzt haben!




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