Medienqualität

Der Grund für diese Wüstenlandschaft ist so simpel, wie man sich nur denken kann: es mangelt an Geld. Zahnärztliche Autoren kriegen für ihre Arbeit praktisch gar nichts mehr, die Verlage erwarten, dass man Artikel einreicht, für die es definitiv kein Honorar gibt. War das früher vereinzelt festzustellen, so ist das heute eine generelle Regel. Nur, mal ehrlich: Wer bitte setzt sich hin und liefert eine ordentliche Arbeit ab, wenn er/sie dafür überhaupt nichts bezahlt bekommt?!

Nun fließt Geld der Industrie an zahnärztliche Autoren für „Anwenderberichte“, damit kann man schon ein bisschen was einnehmen – der Qualität dient´s jedoch kaum. Schließlich sind solche Berichte alles andere als Produkt-neutral. Und die zahlreichen zahnärztlichen Medien, die haben doch Redaktionen? Sicher, haben sie. Nur, da sitzen hoch bezahlte Leute, die kaum eine Zeile schreiben (müssen sie ja nicht, die kriegen ihr Geld auch so), und kaum ein/r ist wirklich qualifiziert. Ein, zwei Zahnärztinnen (auch ein Symptom, Männer gibt’s da schon lange keine mehr), die aber die Praxis auch nur als Patienten kennen, und ansonsten alles Fachfremde „Journalisten“. Nun feiert die deutsche Journalistenschule grade Jubiläum – sie gilt als Eliteschmiede. Nur, was muss man da mitbringen? Kein Fachwissen zumindest, so die Aufnahmebedingungen. Da fragt man sich: Wie um Gottes Willen können es Fachfremde wagen, Zahnarztzeitungen herauszubringen, wo sie doch gar keine Ahnung von der Materie haben?!

Ideal besetzt wären Redaktionen mit Tandems: Zahnärzte (für die Fachkompetenz) und Journalisten (für das Medienhandwerk), nur, so was gab´s mal in grauer Vorzeit, heute findet man das nirgends. Liegt vermutlich an der wirtschaftlichen Situation: Es gibt keine echten Abonnements mehr, die Papierberge sind alle werbefinanziert, auch die „ZM“. Das merkt man dann an der Qualität. Und die werbende Wirtschaft? Denen scheint es egal, ob das Zeug gleich in den Papierkorb der Praxis liegt oder vielleicht doch gelesen wird. Zumindest an den Werbestrategien kann man keine andersartige Planung erkennen.

Und wer ist schuld daran? Wir alle, wenn wir ehrlich sind! Kaum ein Zahnarzt ist bereit, für objektive Berichterstattung Geld auszugeben, lapidar wird lamentiert, man hätte sowieso so viel zu lesen und käme damit schon nicht zurecht, da brauche man doch nicht noch ein Medium, für das man zahlen müsse, wenn´s doch alles andere umsonst gäbe. Andererseits: Die Zahnärzte merken es sehr wohl, dass da viel Mist auf ihren Schreibtischen landet, und reagieren damit, dass sie gleich alles wegwerfen. Sogar die ZM, Pflichtblatt (!) hat nur eine Leserreichweite knapp über 70 Prozent – das bedeutet im Umkehrschluss, dass fast 30 Prozent der Zahnärzte das Blatt gleich in den Eimer hauen. Kein Ergebnis, auf das man stolz sein könnte. Und bei den anderen schaut es gleich noch viel düsterer aus. Und was tut man dagegen? Nun, man kauft Publikationen, die vielleicht noch einigermaßen gelesen werden oder die gute „Anzeigenumsätze“, sprich, Werbeeinnahmen, haben. Vom Markt weg. Haben Sie´s mitgekriegt? Teamwork ist jetzt auch beim Ärzteverlag, wie „Dental Magazin“ (das hat man schon vor Jahren gekauft). Das Ziel ist klar: man bündelt so die Werbeeinnahmen, und nur auf die kommt´s den Verlagsstrategen an. Die Leser, die sind ihnen doch egal. Und so kristallisiert sich eine Zweierlandschaft heraus: hier der Ärzteverlag und dort Oemus Medien, und die anderen geben entweder selber auf oder werden gekauft.

Und weit und breit ist nicht zu sehen, dass es vielleicht anders würde – im Gegenteil. Zahnärztliche Autoren, die sowieso schon keine ausreichenden oder gar keine Honorare zugestanden erhalten, werden auch noch mit Drohungen daran gehindert, ihrer „freien“ Autorentätigkeit nachzugehen. Da geschieht es, dass zahnärztliche Kollegen von Chefredakteurinnen (Männer gibt’s ja keine mehr in dem Metier, siehe oben) ultimativ aufgefordert werden, nur ja bei keinem Wettbewerber was zu veröffentlichen, weil man sie sonst ganz rausschmeißt. Erinnert irgendwie an die Leibeigenen oder Sklaven. Da gäb´s viel zu tun, um diese unhaltbaren Zustände mal aufzuräumen: Wo bleibt denn hier der Schutz der schwachen Autoren vor gierigen Unternehmern? Wo ist der Urheberrechtsschutz? Wo der Mindestlohn? Könnte sich die SPD oder die Gewerkschaft doch auch mal drum kümmern, oder? Denn dann könnte man wenigstens die Hoffnung haben, dass die Qualität, die Meinungsfreiheit und die Unabhängigkeit irgendwann mal wieder einkehren im deutschen Medienpark …

gh