Planwirtschaft



Typisch Planwirtschaft

der reale Sozialismus im Gesundheitswesen

 

„Was passiert, wenn die Sahara sozialistisch wird?“ 2Erst mal 40 Jahre gar nichts und dann ist der Sand knapp!“. Was für die DDR galt, gilt leider auch für das deutsche Gesundheitswesen. Seit dem Neuanfang 1949 hat sich nichts wirklich bewegt im sozialen Kassen (un)wesen. Die Fehler, die man zu Beginn gemacht hat, wurden nie auch nur andeutungsweise angefasst, trotz unzähliger „Reformen“, die letztendlich auch nur Änderungen des Plansolls bedeuteten. Plansoll? Haben wir so was in der Bundesrepublik? Ja, haben wir! Oder wie kann man das sonst interpretieren, wenn der Staat als Besitzer der Sozialkassen festlegt, dass die Ausgaben nur parallel zur „Gesamtlohnsumme“ steigen dürfen, jedoch der medizinische Fortschritt sowie die Änderungen der Bevölkerungsstruktur von der Ärzteschaft zu stetig sinkenden Realhonoraren zu tragen sind? Die Ärzteschaft hat ein Plansoll zu erfüllen – der unselige „Sicherstellungsauftrag“ (erfunden in der zweiten Hälfte der Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts) samt der Umsetzung via KV bzw. KZV in Leistungsziffern, Budgets und Prüfbehörden sorgt schon dafür. Plansoll, das ist die Versorgung der Bevölkerung nach vorgeschriebenen Standards, und was bekommt nun der einzelne (Zahn)Arzt als Gegenleistung? Typisch Planwirtschaft, stets das gleiche – eine Leistungsbezogenheit des Honorars wird via Wirtschaftlichkeitsprüfung und Budget definitiv ausgeschlossen. Und damit das nicht gleich zu größeren Unruhen unter den „Leistungserbringern“ führt wird möglichst viel verschleiert – für Propaganda wird inzwischen schon fast genausoviel ausgegeben wie für Honorare. Man sehe sich mal die (seltenen) Veröffentlichungen zu der Ausgabenstruktur der Kassen an! Ausgaben für Krankenhäuser und Pharmaka interessieren usn dabei wenig, für uns wichtig sind die Ausgaben für den ambulant tätigen Sektor, und da sind wir die Verlierer, und das seit langem. Die sektoralen Ausgaben sinken seit 40 Jahren – die Statistik kann sich jeder leicht selbst ansehen. Und weil die Verwaltungsausgaben leider auch zum Teil aus dem Honorartopf gespeist werden (die KV bzw. KZV wird von den (Zahn)Ärzten ebenso selbst bezahlt wie die Prüfstellen, die alle dazu dienen, das Plansoll umzusetzen und nicht etwa ein gerechtes Honorar zu beschaffen.

A Propos Prüfstellen: damit haben sie jetzt eine Prüfbehörde ins Leben gerufen, die besonders effektiv zu sein scheint. Aus eigener Tätigkeit (Hilfe im Regressverfahren) können dazu Zahlen genannt werden. Beispiel KZV-Bezirk Bayern. Da hatten wir vor 5 Jahren einen Landesdurchschnitt an Punkten je Fall von 140, heute aktuell sind es bereits unter 100, eine Absenkung um satte 40 Prozent. Eine bezahlte (!) Werbung in einer KZV-Psotille wurde abgelehnt (!) mit der Begründung, Kollegenhilfen im Prüfverfahren widersprächen den Interessen der KZV. Wenn man dort ebenfalls Hilfen anböte, wäre das nachvollziehbar, könnte ja Konkurrenz sein, Aber, solche Hilfen gibt es nicht! Nun könnte man ja vortragen, dass eben die Zahngesundheit besser geworden wäre. Das stimmt aber jedenfalls nicht. Die Demoskopie in Verbindung mit der Migrantenproblematik hat zu einem eher steigenden Therapiebedarf geführt – sämtliche Gesundheitssurveys (DMS IV, Gesundheistsirvey des RKI) belegen das, und die (zahlenmäßig) größte Mundgesundheitsstudie in Ostdeutschland (betreut von der Universität Greifswald) hat zweifelsfrei die besondere Problematik von Schicht/Bildung und Gesundheit belegt. Die OECD hat ebenfalls in mehreren Studien nachgewiesen, dass in Deutschland Schicht und Bildung besonders starken Einfluss auf die Lebensläufe haben – und die Migrationsprobleme wirken sich gerade bei Gesundheit und Bildung besonders stark aus. Also, an einer gesunkenen Morbidität kann´s schon mal nicht liegen. Dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: entweder, die Zahnärzte nehmen die Kürzungen einfach hin, oder sie behandeln tatsächlich weniger. Anders kriegt man eine Kürzung der Ausgaben für Zahnbehandlung um 40 Prozent in so kurzer Zeit nicht hin. Vor allem der Zusammenhang zwischen Umstellung der Prüfstellen von Ehrenamt auf hauptamtliche Tätigkeit und dem massiven Absinken des Landesdurchschnitts gibt zu denken. Da mag man nicht an Zufall glauben!

Nun könnte man meinen, na ja, sollen sie halt kürzen, verdient man halt weniger – beim Zahnarzt ist so was fatal. Inzwischen sind die Materialkosten auf 12 bis 15 Prozent vom Umsatz geklettert – Tendenz weiter steigend -, und wenn man dann Leistungen nachträglich gekürzt bekommt, hat man einen doppelten Effekt – es wird ja nicht nru ein imaginärer Verdienst weggekürzt, im Gegensatz zum Arzt hat der Zahnarzt durch die hohen Materialkosten dann ein „Negativeinkommen“ an dieser Stelle. Der BGH hat schon 2002 entschieden, dass es nicht sein darf, dass die Materialkosten höher sind als das Honorar (da ging es um die Streitfrage, ob die GOZ in jedem Fall die Berechnung von Materialkosten zusätzlich zum Honorar ausschließen darf). Ganz nebenbei, auch in derr GOZ finden wir typische Planwirtschaft – der Staat hat begrenzte Mittel für die Beihilfe zur Verfügung, als wird das Privathonorar budgetiert, indem man Honorarhöhen gesetzlich festschreibt, die seit 1965 nicht mehr erhöht wurden. Und wozu das Ganze? Der Staat verspricht – ganz realer Sozialismus – das Gesundheitsparadies zum Nulltarif (seien wir ehrlich, die Praxisgebühr ist ebenso lächerlich wie die Rezeptgebühr), und verschleiert, dass man nur noch den Mangel verwaltet. Die Praxen sind überaltert, personell ebenso wie in den Einrichtungen (In der Pfalz hat´s mal eine Praxeninspektion größeren Ausmaßes gegeben, da waren weit über 50 Prozent (!) der Geräte praktisch funktionsunfähig. Hat auch keine Konsequenzen gehabt. Das Problem will man jetzt angehen via QM, da lässt es sich leichter kontrollieren, ob die Einrichtung gewartet wird und so funktionsfähig bleibt.

Also, was bleibt? Wie überall im „realen Sozialismus“ wird das Volk belogen, und nur derjenige, der genügend Geld hat, kann sich was anständiges leisten, auch wenn die Regierung stets behauptet, Jeder bekäme Alles. Der einzige Unterschied zu früher: noch haben wir Geld, das was wert ist, man muss noch keine Devisen auf den Tisch legen, wie es in der DDR Realität war und in Kuba heute noch ist. Der Boom bei Zusatzversicherungen zeigt, dass immer mehr Menschen es gemerkt haben: die Versprechen des Staats sind wertlos. Wenn man das als Zahnarzt umsetzt (undf was bleibt denn anderes übrig) wird man unsozial handeln müssen. Oder: man wehrt sich endlich gegen ein solches unsinniges System, den Anfang kann man ja damit machen, dass man endlich Gegenwehr gegen „Prüfanordnungen“ und dergleichen leistet. Bitte schön: in den allemeisten Fällen ist das erfolgreich, und wie das geht? Na ja, wie gesagt, man kann sich ja helfen lassen…

 

Dr. med dent Gerhard Hetz

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