Aktion zahnfreundlich:
Eine Organisation, die Unterstützung verdient!
Preisverleihung an Kollegen Dr. Dietmar Österreich in Würdigung seiner Verdienste um die Zahn-Prophylaxe
Die Aktion zahnfreundlich e.V. Deutschland verleiht, ebenso wie die internationale Dachorganisation, die Toothfriendly International sowie die nationalen Schwesterorganisationen in Japan, Südkorea, der Türkei und der Schweiz ein Logo, das den meisten bekannt sein dürfte: das freundlich lächelnde und von einem aufgespannten Schirm beschützte „Zahnmännchen“.
Die Botschaft dieses Zahnmännchens versteht sich ohne viel Erklärung nahezu von selbst. Es zeigt an, dass Produkte, die dieses Logo tragen, gut für die Zähne sind. Hinter diesem freundlichen und allgemein verständlichen Logo verbirgt sich jedoch etwas, das den meisten Betrachtern auf den ersten Blick nicht in den Sinn kommt, nämlich ein gehöriges Maß an wissenschaftlicher Expertise. Diese wird repräsentiert durch Tests, die ein Produkt bestehen muss, bevor es das Logo erhalten kann.
Getestet werden nicht nur feste Lebensmittel wie Bonbons, Schokoladen, Kaugummis, Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel, sondern auch Getränke. Mittlerweile gibt es eine zahnfreundliche, nicht laxierende Schokolade und den ersten zahnfreundlichen trinkfertigen Erfrischungstee. Eines der künftigen Ziele besteht in der Ausweitung auf Babytees, die als zahnfreundliches Getränk eine Rolle in der Prävention des Nursing-Bottle-Syndroms spielen könnten.
Aktuelle Daten und Fakten
Wenn heute das Zahnmännchen im Mittelpunkt steht, sprechen wir eigentlich über einen inzwischen erwachsenen Mann von 27 Jahren. Denn 1982 wurde das Zahnmännchen in der Schweiz „in die Welt gesetzt“ und ist seit 1985 in Deutschland bei der Aktion zahnfreundlich e.V. zuhause. Seine „Familie“ hat sich zu einem starken Verein entwickelt, dessen Rückgrat über 510 persönliche Mitglieder sind. Dazu zählen vor allem Zahnärzte und Ärzte, Wissenschaftler, Prophylaxefachkräfte, Ernährungsberater und Gesundheitsorganisationen, die uns vor Ort helfen, unsere gemeinsame Aufgabe und unser Ziele zu realisieren: die Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland zu verbessern.
Über 30 nationale und multinationale Unternehmen (Süßwarenfirmen und Rohstoffhersteller, Pharma-, Oral-Care- und Dentalunternehmen) nutzen in Deutschland dieses Signet: Unter 29 Markennamen sind weit über 100 unterschiedliche Produkte mit dem Zahnmännchen auf dem Markt.
Dabei stehen wir immer noch erst am Beginn einer Veränderung hin zu gesundheitsbewussterem Verhalten:
2008 wurden in Deutschland
3.697Mio. Tonnen Süßwaren im Wert von
12.5 Milliarden € produziert und von
82,1 Mio. Menschen im Durchschnitt
pro Kopf 31,27 kg
im Wert von 112,42 € verzehrt.
In diesen Werten ist Kaugummi nicht enthalten. Allein dieser Marktbereich verbuchte für 2008 nicht nur ein Rekordvolumen von rund 623 Mio. € und zeigte für uns Zahnärzte ein eigentlich erfreuliches Ergebnis: Zuckerfreie Produkte machen heute bereits 80 % des Kaugummi-Marktes aus. Eine Ursache für die steigende Beliebtheit von zuckerfreiem Kaugummi ist z. B. sein Zusatznutzen als Ergänzung zur täglichen Mundhygiene. Der Anteil an zuckerfreien Bonbons liegt mit rund 30 % (geschätzt) weit hinter dem Kaugummi zurück.
Nach vorsichtigen Schätzungen wurden im gleichen Zeitraum für rund 10 Mio. € zahnfreundliche Produkte produziert (incl. Kaugummi mit rund 4 Mio. €). Das heißt: Im Durchschnitt gibt jeder Bundesbürger lediglich 13 Cent pro Jahr für zahnfreundliche Produkte aus.
Zuckerfrei? Häufig Irreführung der Verbraucher!
Sowohl für die Zahngesundheit als auch für die Allgemeingesundheit und damit auch für die zunehmenden Gewichtsprobleme ist es unerlässlich, den Zuckerkonsum zu reduzieren. Zuckerfreie Produkte leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Aber was heißt eigentlich „zuckerfrei“? Nach dem Lebensmittelgesetz heißt „zuckerfrei“ eigentlich nur „frei von Rohrzucker“ (Haushaltszucker). Die „zuckerfreien“ Produkte können also durchaus Fruktose, Glukose, Laktose oder Maltose enthalten, die letztendlich auch zu Kariesschäden führen: Jede Form von Zucker wird von Bakterien im Zahnbelag in Säuren umgewandelt, die den Zahnschmelz zerstören, sodass die Bakterien in den Zahn eindringen können und Karies verursachen.
Der Verbraucher wird also mit Produktauslobungen wie „zuckerfrei“ sehr häufig an der Nase herumgeführt. Zwei Beispiele dazu: Mit der Aussage „ohne Zusatz von Kristallzucker“ wird ihm suggeriert, dass es sich um ein zuckerfreies – also (zahn-)gesunderes – Produkt handelt. Besonders schlimm wird es, wenn für Kinder ein „gesunder“ Fruchtbecher angeboten wird, der dreimal so viel Zucker enthält wie eine Cola. Darunter leiden dann nicht nur die Zähne der Kinder, sondern auch ihre Allgemeingesundheit und ihr Gewicht.
Nur bei rund zwei Prozent der zuckerfreien Produkte kann der Verbraucher absolut sicher sein, dass sie keinerlei Zahnschäden verursachen, weil diese mit dem Zahnmännchen ausgezeichnet sind!
Prof. Lutz Stößer, der bisher das deutsche Telemetriezentrum leitete, ist aus seinem universitären Dienst ausgeschieden – paraöeö dazu wurde auch sein Institut geschlossen. Nun hat Prof. Zimmer, der zur Universität Witten-Herdecke gewechselt ist, diese Aufgabe unternom4en und wird zukünftig „über das Zahnmännchen wachen“.
Jedenfalls: Jeder im Gesundheitswesen Tätige sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein: Fehlernährung ist keine Bagatellsache – die Folgen sind buchstäblich unübersehbar: immer mehr und vor allem immer stärker Übergewichtige, zunehmend viele Diabetiker – das ist eine tickende Zeitbombe, die die finanzielle Basis des Gesundheitswesens zunehmen aushöhlt.