Zucker und die Folgen

Zucker – es gibt viel zu tun, lassen wir´s liegen!

Die Zahl adipöser Menschen steigt weltweit immer weiter an – Spitzenreiter sind die USA, Deutschland, Neuseeland und Mexiko. Die Experten sind sich einig in der Ursachenanalyse: falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Die Folgen sind eklatant – Diabeters Typ II ist auf dem Vormarsch, Hetz-Kreislauferkrankungen nehmen ebenso zu wie Schäden am Bewegungsapparat und sogar Krebsleiden. Das alles belastet die Gesundheitssysteme, denn prinzipiell ist jede Versicherung, egal ob staatlich oder privat, eine Solidargemeinschaft, in der Gesunde für Kranke zahlen. Wenn die Zahl der Kranken sowie der Krankheitskosten überproportional ansteigt, können das die Gesunden kaum noch finanzieren, die Systeme stoßen an ihre Grenzen.

Überall versuchen die Politiker, die das sehen können, gegenzusteuern. Die Gegner sind mächtig: Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie tun alles, um eine Beschränkung des Zuckerkonsums zu verhindern, hat doch Zucker für die Hersteller enorme Vorteile. Zucker ist ein Konservierungsmittel, das nicht als solches deklariert werden muss, in Zeiten, in denen „Bio“ über alles geht, fast unverzichtbar. Alle Alternativen werden ja nicht von der Industrie, sondern von den selbst ernannten Wächtern einer gesunden Ernährung abgelehnt und verteufelt.

Diese ungebildeten Hausfrauenschwadronen haben eine ungeheure Macht, sie sind esoterisch und nicht wissenschaftlich orientiert, und über ihre Partei (die Grünen) blocken sie jeden vernünftigen Ansatz einer Lösung. Das ist jedoch ein spezifisch deutsches Problem, anderswo ticken die Uhren anders. So wurde beispielsweise in Mexiko im September 2013 eine Zuckersteuer auf gesüßte Getränke in Höhe von 10 % eingeführt, die zu einem dramatischen Wandel der Konsumgewohnheiten führte: die Käufe besteuerter Getränke sanken gleich zu Beginn um durchschnittlich 6 %, und der Rückgang stieg mit der Zeit kontinuierlich bis zum Ende des Beobachtungszeitraumes (Dezember 2014) auf 12 %. Andererseits wurde der Versuch des früheren New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg, die Riesenpackungen an Cola zu verbieten durch Gerichtsbeschluss vereitelt.

Der Kampf gegen Zucker erinnert an den gegen das Rauchen. Obgleich die Tabakkonzerne sehr genau gewusst haben, was ihre Produkte anrichten, dauerte es Ewigkeiten, bis Warnhinweise auf Zigarettenpackungen sowie ein Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden Wirklichkeit wurden. Trotzdem wird immer noch fleißig geraucht. Welcher Kampf steht uns da bezüglich ungesunder Ernährung noch bevor?

Was Jahrzehnte geleugnet wurde, dass nämlich Zucker hauptsächlich für die Verbreitung von Übergewicht verantwortlich ist, dass Zucker (wieder die Analogie zum Rauchen) süchtig macht bzw. zumindest suchtähnliches Verhalten auslöst, wird neuerdings mit immer mehr Beweismaterial belegt. Parallel dazu finden wir heute kaum irgendwo konfektionierte Nahrungsmittel ohne Zuckerzusatz, nebst gleichzeitig steigendem Anteil solcher Nahrung – natürliche Nahrungsmittel werden immer seltener selbst zubereitet, und in Restaurants werden praktisch gar keine zuckerfreien Gerichte angeboten. Zucker gilt bei Köchen als „Geschmacksverstärker“, auf den man  nicht verzichten könne, so die Auskunft.

So summiert sich der Zuckerverbrauch pro Kopf auf in Deutschland auf stolze 31,3 KG pro Jahr (Zahlen von 2013/2014), wobei „Zucker“ definitionsgemäß  ausschließlich „Saccharose“, also Rüben bzw. Rohrzucker ist, dazu kommen dann noch reichlich andere Zuckerarten, wie Maltose, Fructose, Glucose, usw., und nicht zu vergessen, auch Honig ist Zucker, der jedoch nicht als „Zucker“ gewertet wird. Rechnet man das alles zusammen, so kommt man leicht auf 40 KG jährlich, also mehr als 100 Gramm täglich. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt ein Maximum von 25 Gramm täglich für Erwachsene, die FDA (amerikanische Gesundheitsbehörde) lässt maximal 50 Gramm zu. Gleichzeitig empfiehlt die FDA, dass maximal 10 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs durch Zucker gedeckt werden sollten. Dabei enthält eine Flasche Limonade schon 65 Gramm Zucker.

Trotz weit verbreiteter Vorurteile über die dicken Amis: Auch in Deutschland steigt Zahl der Übergewichtigen und Adipösen rasant an. 62 % der Männer und 43 % der Frauen sind übergewichtig, insgesamt 16 % sind adipös – dies nicht objektiv gemessen, sondern in Umfragen ermittelt. Wie weit hier wahrheitsgemäß geantwortet wurde ist unbekannt. Echte Stichprobenerhebungen gibt es nicht.

Verlässlichere Daten erhält man von Schulärztlichen Untersuchungen – 15 % aller 3- bis 17-Jährigen s-sind übergewichtig (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). Die dem Zuckerkonsum zuzurechnenden Krankheiten sind Diabetes Typ II, Krebs, Zahnerkrankungen, usw. Schätzungen gehen von dadurch ausgelösten Kosten in Höhe von 17 Mrd. Euro aus, nur für die allgemeinmedizinischen Krankheiten, ohne Zahnbehandlung, krankheitsbedingtem Arbeitsausfall oder Kuren.

Dass sich die Menschen der Problematik gar nicht bewusst sind zeigt das Ergebnis einer Studie des zuständigen Ministeriums. Demnach meinen die meisten der 1000 (!) Befragten sich gesund zu ernähren. Industrie und Gewerkschaft lehnen jegliche staatliche Korrektur ab: Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft, spricht sich ebenso eindeutig gegen eine Zuckersteuer aus  („Sondersteuern auf einzelne Nährstoffe zu erheben, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage, denn einzelne Nährstoffe sind nicht für Übergewicht verantwortlich.“) wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die eine Zuckersteuer als „diskriminierend und dreist“ ansieht. „So eine Steuer trifft natürlich besonders Geringverdiener und das impliziert, dass sich besonders diese schlecht ernähren.“ Dies ist zwar längst wissenschaftlich nachgewiesen (sozialer Status sowie Bildung und Gesundheit korrelieren sehr stark, je ungebildeter bzw. sozial schwächer desto kränker, so der unmittelbare Zusammenhang), es wird eben aus ideologischen Gründen geleugnet. Galileo hatte ja auch Unrecht mit seiner Erkenntnis des Planetensystems, die Erde ist und bleibt eine Scheibe, da unterscheiden sich sozialistische Ideologen überhaupt nicht von der Inquisition.

In Nachbarländern haben erst wenige Länder die Besteuerung von zucker- und fettreichen Nahrungsmitteln gewagt, so z.B. Frankreich, Finnland, Dänemark und Ungarn, dabei durchaus mit Erfolg. Die WHO berichtet nach Einführung der Steuer von sinkendem Konsum der besteuerten Lebensmittel in allen untersuchten europäischen Ländern.

In Großbritannien plant der staatliche Gesundheitsdienst NHS die Einführung einer Sonderabgabe auf zuckerhaltige Lebensmittel [Paywall] – allerdings nur auf Getränke und Speisen aus Krankenhausautomaten oder Cafeterias.

Es scheint ausgeschlossen dass sich Deutschland zu ähnlichen Maßnahmen durchringen wird. Die Ideologie spielt hier eine ganz überragende Rolle, rationale Entscheidungen sind aktuell nicht vorstellbar. Eine Zuckersteuer würde ja bedeuten, dass man zugibt, dass Menschen nicht selbst über ihre Gesundheit entscheiden können und Hilfe benötigen – undenkbar, oder?

 

 

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