Mit Geduld und Prophylaxe zum Erfolg in der Implantologie
Prof. Mengel begann seine Ausführungen, indem er einige Beispiele für misslungene implantologische Rehabilitationen auf die Leinwand warf – warum misslungen? Weil es sich zwar um rein technisch stabile, praktisch aber nicht reinigungsfähige Versorgungen handelte.
Dazu muss man wissen: Für Implantatträger ist eine Reinigung mit Superfloss ein Muss, aber bei acht bis zehn Implantaten in einem Kiefer kann die Mundhygiene dann ohne Weiteres 20 Minuten, bis eine halbe Stunde Zeit kosten.
Gerade festsitzende Versorgungen mit unter sich gehenden Bereichen können die häusliche Mundhygiene zusätzlich erschweren oder gar verunmöglichen. Bakterienansiedlung, Mukositis und eventuell nachfolgende Periimplantitis sind dann die Folge. Besonders bei älteren Patienten ist auch mit Candida-Befall zu rechnen. Konkretes Beispiel: Stegversorgungen, zumal solche mit totalprothesenähnlichem Aufbau, sind aus parodontaler Sicht kontraindiziert – warum nicht stattdessen eine Versorgung mit einem teleskopierenden System? Allgemein gab Prof. Mengel den Rat, zugunsten der Hygienefähigkeit bei älteren Patienten lieber auf High-End-Ästhetik zu verzichten.
Oft ist die stets mögliche alternative herausnehmbare Versorgung deutlich leichter zu reinigen und in weniger als der Hälfte der Zeit. Zu den häuslichen Maßnahmen empfahl Prof. Mengel insbesondere elektrische Zahnbürsten, Interdentalraumbürstchen und Zahnseide – doch selbstverständlich mit der richtigen Anleitung! Speziell zu Elektrozahnbürsten bemerkte er: „Heute ist es für mich erfreulich, dass sie selbst von älteren Patienten gern akzeptiert werden.“
Für die professionelle Prophylaxe legte Prof. Mengel Wert auf die richtigen Instrumente. Beispielsweise sollte, zusätzlich zur Reinigung der Glattflächen mit dem zylindrischen Gummikelch und Polierpaste, für die Interdentalräume stets auch ein Gummikegel zum Einsatz kommen. Zur manuellen Zahnsteinentfernung dürfen keine Stahlküretten verwendet werden und Titanküretten nur bei der groben Entfernung – ohne Kontakt zum Implantat selbst! Für den Gebrauch von Ultraschallinstrumenten am Implantat braucht man entsprechende Spezialaufsätze aus Kunststoff.
Mikrobiologie und Gendiagnostik werden wichtiger
Ein geduldiges und konsequentes Vorgehen bei der Prophylaxe im Allgemeinen stellte auch Dr. Ralf Rössler in den Vordergrund. Großen Wert legt er auf die Dokumentation geeigneter Plaque- bzw. Parodontal-Indizes. „Prophylaxe ist nicht gleich Zahnreinigung, sondern besteht primär immer aus Inspektion, Diagnostik und einer Einschätzung des individuellen Patienten-Risikos.“
Welche Indizes aber verwenden wir dabei? Dr. Rössler empfahl im allgemein den QHI (Quigley-Hein-Index), während er den API (Approximal-Plaque-Index) für aussageschwach befand. Für die Abschätzung der parodontalen Gesundheit kommen der PBI (Papillen-Blutungs-Index) sowie der SBI (Sulkus-Blutungs-Intex) infrage. Achtung jedoch bei Rauchern: Hier ist die Aussagekraft supragingivaler Indizes beeinträchtigt, sodass das BOP (bleeding on probing) und die Sondierungstiefen hier die wesentlichen Entscheidungskriterien für das weitere klinische Vorgehen darstellen.
Daneben gewinnen Mikrobiologie und Gendiagnostik eine höhere Praxisrelevanz. Interessanterweise werden bestimmte Keime erst dann gefährlich für die Gesundheit, wenn sie von anderen Mikroorganismen, so genannten „Communicators“ (z.B. Fusobacter nucleatum) sozusagen dazu „angestiftet“ werden. Konsequenz von Dr. Rössler: „Sie brauchen stets den 11er-Test. Lassen Sie sich nicht vom Labor aus Kosten- oder Kapazitätsgründen dazu verführen, eine Untersuchung auf lediglich drei oder fünf Keime zu akzeptieren! Damit fehlen Ihnen Informationen, die Sie für eine individuelle Therapie benötigen. Gerade bei den 15 bis 20 Prozent der Patienten, die von schwerer Parodontitis betroffen sind, besteht sonst die Gefahr, dass alle häuslichen Bemühungen der Patienten und Ihre Parodontaltherapie erfolglos bleiben. Eine begleitende Antibiose – aber eben die individuell richtige! – ist dann häufig angezeigt. Wichtig ist hier nicht zuletzt die Reihenfolge: Zunächst den Biofilm zerstören, dann die Antibiotika-Therapie. Sonst züchten Sie Resistenzen!“
Eine fotodynamische Therapie kann begleitend erfolgen. Sie wirkt gegen viele parodontalpathogene Keime. Dadurch wird der Biofilm deaktiviert. Manche Keime finden sich übrigens nicht ausschließlich im adhärenten Biofilm, sondern im Weichgewebe. In diesem Falle kann nur eine Kombinationstherapie inklusive einer chemisch-biologischen Komponente und mechanischer Plaque-Entfernung zum Ziel führen.
Auch die Gendiagnostik liefert heute wertvolle Resultate. „Drei Interleukin-Polymorphismen kennen wir, über die wir schon pränatal ein Risiko für progrediente Parodontitis diagnostizieren können“, erläuterte Dr. Rössler. „Besonders bei Rauchern spielt das eine Rolle. Ich selbst führe auch bei Kindern Gentests durch, deren Eltern bereits von Parodontitis betroffen sind.“
Bei der zahnärztlichen Therapie setzt Dr. Rössler auf minimalinvasive Verfahren, wie er an einem Fallbeispiel demonstrierte. „Trotz katastrophal tiefer Parodontaltaschen haben wir bei diesem Patienten auf einen invasiven Eingriff verzichtet – keine Zahnextraktion; keine Lappen-OP, keine Augmentation, keine Implantation, lediglich eine nichtchirurgische Therapie und Einsatz ätherischer Öle mit einem Recall-Intervall zwischen drei und fünf Monaten. Der Erfolg hat uns Recht gegeben.“
Und was kann der Patient selbst dafür tun bzw. wie ist er zu instruieren? Dazu empfahl Dr. Rössler Elektrozahnbürsten mit 3D-Technologie. Für sie stellt die vor einigen Jahren veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit des Cochrane-Instituts für Zahnbürsten eine zentrale Literaturquelle dar1. Zahnbürsten mit oszllierend-rotierenden Putzbewegungen entfernten Plaque und verminderten Zahnfleischentzündungen kurzfristig wirksamer als Handzahnbürsten und konnten langfristig Zahnfleischentzündungen reduzieren. Die Sicherheit wird speziell bei der Oral-B Triumph mit SmartGuide durch einen Drucksensor, der den Benutzer zu einer schonenden Anwendung führt, nochmals erhöht.
„Darüber hinaus ist Zungenreinigung ein Muss“, fuhr Dr. Rössler fort. „Mundduschen sind eine wunderbare Ergänzung, vor allem für Patienten mit prothetischen Versorgungen.“ Und Fluoride sollten als Plaque-Deaktivatoren Standard sein – nicht zuletzt ein Kriterium für die Wahl der Zahnpasta. Aber moderne Produkte können noch mehr. Als Beispiel stellte Dr. Rössler die Zahncreme blend-a-med Pro-Expert Zahnfleischschutz vor. Ihre Technologie besteht in einer Kombination aus stabilisiertem Zinnfluorid und Natriumhexametaphosphat. Das Zusammenwirken dieser Wirkstoffe sorgt für ausgezeichneten Zahnfleischschutz. Ein hochwirksames bakteriostatisches Mittel, dessen Schutzwirkung gegen Gingivitis klinisch bestätigt wurde2,3, hemmt den Stoffwechsel von Bakterien, die mit Plaque und Gingivitis im Zusammenhang stehen, reduziert die Überempfindlichkeit der Zähne, die mit Zahnfleischproblemen einhergeht, schützt vor Karies, kräftigt den Zahnschmelz und reduziert Mundgeruch. Natriumhexametaphosphat ist ein wirksames chemisches Mittel, welches nachweislich hilft die Bildung von Verfärbungen und Zahnstein zu verhindern2.
Lebhafte Nachfragen – prompte Antworten
Das Auditorium in Düsseldorf erwies sich als besonders lebhaft und machte von der Gelegenheit zu Rückfragen reichlich Gebrauch. Dazu ein Beispiel: „Herr Prof. Mengel, wenn Sie an einem Implantat eine manifeste Periimplantitis diagnostizieren, was tun Sie dann eigentlich?“ Antwort: „Dasselbe wie bei einer Parodontitis an einem natürlichen Zahn: Entzündungsursache beseitigen und häufigeres Recall. Ich versuche auf jeden Fall, das Implantat so lange wie möglich im entzündungsfrei Mund zu halten.“
Umgekehrt stellte Conny Schwiete, als Professional Academic Relations Manager bei Procter & Gamble für „Up to Date“ verantwortlich, Kontroll-Fragen an das Auditorium – etwa: „Ist eine Mukositis reversibel?“ Kein Problem für die aufmerksame Zuhörerschaft, und wer als erster die richtige Antwort gab, bekam als Belohnung eine Elektrozahnbürste (Oral-B Triumph mit SmartGuide).
Dennoch kann niemand alles wissen, zumal die Forschung täglich neue Resultate generiert. Wer als Zahnarzt oder Assistenz und am besten gleich im Team sein vorhandenes Know-how mit dem aktuellen Fachwissen der Hochschulen abgleichen und dabei den Schwerpunkt auf praxisgerechten Konzepten für den zahnärztlichen Alltag legen möchte, der meldet sich am besten sofort für eine der kommenden Oral-B-Fortbildungen „Up to Date“ an!
Literatur
1. Robinson PG, Deacon SA, Deery C, Heanue M, Walmsley AD, Worthington HV, Glenny AM, Shaw WC: Manual versus powered toothbrushing for oral health. Cochrane Database Syst Rev Apr 18, CD002281 (2005).
2. Baig A, He T. A novel dentifrice technology for advanced oral health protection: a review of technical and clinical data. Compend Contin Educ Dent, 2005;26 (suppl 1): 4-11.
3. Gildea LA, Laughlin LT, Ho BY, et al. Anti-inflammatory action of stannous fluoride. J Dent Res, 2007;86 (special issue). Abstract 1156.
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