Oktoberfest




Oktoberfest in München

Ausnahmezustand!

 

Das weltgrößte Volksfest hat wieder begonnen – bei Traumwetter hat der Münchner Oberbürgermeister das Fass für die Ehrengäste traditionsgemäss mit dem Ruf „O´zapft is“ geöffnet und damit Punkt 12 Uhr das mittlerweile 176ste Oktoberfest eröffnet. Das ist was für Traditionalisten: vor 12 Uhr, also vor der offiziellen Eröffnung, wird kein Bier ausgeschenkt, danach fließt das Spezialbier, das gut ein halbes Jahr gereift ist (deshalb „Märzenbier“), in Massen, buchstänlich. Kleinste Einheit ist die „Maß“ ein Liter, und wird immer noch ncith in Plastik-, sondern Glaskrügen serviert. Die schönen „Keferloher“ aus Steinzeug kriegen nur die Ehrengäste, böse Zungen behaupten, damit man nicht sieht, dass da gar nicht so viel Bier drinnen wäre. Dieses Jahr werden wieder 6 Millionen Gäste aus aller Welt erwartet.

#oktober2#Wer gerne einen Tisch reservieren möchte, ist um Jahr zu spät dran. Reservierungen sind auch ein Jahr im Voraus kaum möglich. Und ohne Reservierung kommt man zumindest am Wochenende nicht in die Zelte, da kann man machen was man will. Es sei denn, man stellt sich in aller Frühe (so ab 7 Uhr) schon mal an, um bei Zeltöffnung einen Platz zu ergattern.

Ein Geheiltipp: im „Schottenhamel“ können Corporierte, die Band tragen, Zugang zu den Verbindungsboxen erhalten, aber, auch hier ist frühes Erscheinen angesagt, sonst weisen die Türsteher einen zurück – lapidares Argument: wegen Überfüllung geschlossen.

Man kann auch draußen Paltz nehmen, soweit man einen bekommt – nur, die Stimmung ist halt im Zelt irgendwie besser.

Die Kosten? Vergleichsweise günstig: eine Maß (das heißt wirklich „die Maß“, ist ein altdeutsches Wort) kostet heuer etwa 9 Euro – das sind immerhin 5 kleine Biere zu 0,2, und da zahlen Sie einschließlich Trinkgeld in der Kneipe um die Ecke auch schon 2 Euro.

Der Bierpresi war in Bayern immer schon was politisches, und der Bierpreis muss von der Stadt München genehmigt werden, da können die Festwirte (die ebenfalls von der Stadtverwaltung bestimmt werden) keine Mondpreise verlangen.

Was ein unbedingtes Muss ist: Tracht. Das Oktoberfest hat sich zu einem gigantischen Maskenball mutiert, und schon Monate im Voraus werden in der Stadt solche Utensilien angeboten, wie eben Dirndel (Landhausstil ist derzeit out), Lederhosen, obligat sind Stickereien auf Kirschleder, sowie Trachtenschmuck jeglicher Art, und wenn der Geldbeutel es zuläßt, noch einen Hut mit echtem Gamsbart 8den darf man dann besser nicht vergessen im Alkoholdunst, der Verlust wäre schon schmerzlich, unter 1000 € sind schöne Gamsbärte kaum zu bekommen.

#oktober3#Der Ursprung das Festes? Nun ja, eigentlich war´s eine Fürstenhochzeit, da hat der bayerische Kronprinz die Theresia von Sachsen geehelicht (daher auch „Theresienwiese“) und diese Hochzeit wurde mit Pferderennen und allerlei anderen Belustigungen gebührend gefeiert. Die Therapeinwiese unterhalb der Bavaria (eine riesige Frauenstatue aus Bronze, anders als die Freiheitsstatue in New York nicht nur verblendet, sondern ganz gegossen) ist danach benannt und

trotz eminent hoher Grundstückspreise im Umfeld wird sie für die 2 Wochen Herbstfest dafür ganzjährig freigehalten. Irgendwie ist ja das Oktoberfest auch ein Erntedankfest, das kann man auch gut an den Ausschmückungen der Bierzelte sehen. An die Ursprünge erinnern noch das „Hippdrom“ (Pferde), der Flohzirkus, der „Schichtl“ mit „täglicher Hinrichtung“, das „Weinzelt“ (die Pfalz war bis 1948 Teil Bayerns, daher die Weinkulter), und eben auch neu entdeckt die Trachtenkultur. Mittlerweile wird mehr gesgessen als getrunken, so kommen die Wirte besser auf ihre Kosten (und Gewinne) als mit den regulierten Bierpreisen.

Egal, ob man solchen Massentrubel mag oder nicht – es ist eines der berühmtesten Ereignisse weltweit, die Kommune München verdient prächtig daran und kann sich deshalb viele Dinge leisten, die anderswo gar nicht denkbar wären (gerade in einem Krisenjahr, in dem die Gewerbesteuer nicht so sprudelt wie sonst, ist das eine Segen). Und wenn schon die ganze Welt zum Fest geht (aktuell sieht man immer mehr Chinesen, Italiener mit ihren Wohnwagen die an den unmöglichsten Ecken parken sowieso, Australier und Neuseeländer fallen wegen ihrer besonderen Trinkkultur auf,  kurz, wenn man aus aller Welt zuz uns kommt, dann sollten wir das schon auch mal erlebt haben.

Und wenn´s dieses Jahr nicht mehr klappt – nächstes Jahr geht’s wieder „auf die Wies´n“, so viel ist sicher.

 gh