Während des Symposiums erläuterten vormittags erfahrene Referenten und am Nachmittag weitere Anwender Indikationen und Besonderheiten von MDI. Grundsätzlich ist dies ein Konzept zur Unterkieferprothesenstabilisierung – für diese Hauptindikation mit Erfolgsraten nahe 100 Prozent. In Erweiterung dieses klassischen Einsatzbereichs können Mini-Implantate bei etwas geringerer Erfolgssicherheit auch zur Stabilisierung einer Oberkieferprothese dienen. Wie beides zusammen bei einem Patienten hervorragend gelingt, demonstrierte Dr. Zoltan Keilinger an einem Fallbeispiel aus der eigenen Praxis.
Darüber hinaus sind bei den Mini- bzw. durchmesserreduzierten Implantaten aus dem Hause IMTEC weitere Indikationen denkbar. Nach sorgfältiger Abwägung des Risiko-Nutzen-Verhältnisses und umfassender Beratung des Patienten können Mini-Implantate für die Stabilisierung von Teilprothesen, für Einzelzahnkronen bei schmaler Zahnlücke oder als temporäre Unterstützung von provisorischen Brücken eingesetzt werden. So können Mini-Implantate auch die klassische Implantattherapie ergänzen: Wird der Patient üblicherweise während der Einheilphase mit einer Klammerprothese versorgt, so bietet sich alternativ ein festsitzender provisorischer Zahnersatz an, der durch Mini-Implantate gestützt wird.
In einer tour d’horizon erläuterten die Referenten Dr. Winfried Walzer („Festsitzender Zahnersatz mit Mini-Implantaten“), und Dr. Jörg Ritzmann („Temporäre Nutzung von Mini-Implantaten“) sowie Dr. Jens Schmidt („Pfeilervermehrung bei herausnehmbarem Zahnersatz“), Stephan Payer („Kombination von konventionellen und Mini-Implantaten“) und Dr. Holger Kaesemann (Kombination von MDI und MDI Hybrid“) auch diese avancierten Indikationen. Dabei betonte Dr. Walzer, dass man bei diesen Einsatzmöglichkeiten vom klassischen Protokoll, wie vom Hersteller IMTEC vorgeschrieben, abweicht und daher der Sachverstand und die Erfahrung des verantwortlichen Implantologen als Entscheidungsgrundlage im Besonderen gefragt sind.
In einem eigenen Vortrag widmete sich Dr. Wolfgang Tamminga speziell dem seit 2008 erhältlichen MDI Hybrid, einem „großen“ Mini-Implantat, das einen Durchmesser von 2,9 Millimetern aufweist. Inwiefern sich das Vorgehen hier vom klassischen Protokoll unterscheidet, erläuterte der Referent ebenso ausführlich wie die neuen Indikationen. Das MDI Hybrid ist selbstverständlich zur Prothesenstabilisierung geeignet und beim Einzelzahnersatz insbesondere dann indiziert, wenn der verfügbare Platz für das klassische 3,5-mm-Implantat zu eng, für ein Mini-Implantat jedoch zu weit erscheint. Im Gegensatz zu den klassischen (kleineren) Mini-Implantaten lässt sich das 2,9-mm-Implantat nicht bei D1-Knochen verwenden; besonders in spongiöserem D3-Knochen im Oberkiefer bietet es jedoch im Vergleich mehr Halt.
#dr-muetzel#Mehrere Referenten griffen auch das sensible Thema „Misserfolge“ auf. So erläuterte Dr. Jochen Hilgert, der auch als Gutachter vor Gericht tätig ist, die wichtigsten bzw. häufigsten Fehlerquellen bei der Anwendung von Mini-Implantaten. Dr. Ulf Krausch erklärte, wie man mit einem differenzierten chirurgischen Vorgehen bei unterschiedlichen Knochendichten die hohe Erfolgsrate von MDI noch verbessert, und Dr. Walzer gab wichtige Ratschläge zum Umgang mit Implantatfrakturen. Dr. Herbert Lunin („neuralgiforme Beschwerden“) und Dr. Bernd Mützel („Komplikationen bei Sofortimplantation“) stellten eigene (seltene) Misserfolge zur Diskussion. Es ist nicht zuletzt dieser Mut zur offenen Diskussion, der wesentlich zur Etablierung des Konzepts MDI in den vergangenen Jahren beigetragen hat.
Zur Auflockerung zwischen den zahlreichen klinischen Vorträgen sprach Dr. Jos Z. Gal über das Thema „Patientenmarketing für MDI“ mit Werbemaßnahmen und gezielter Öffentlichkeitsarbeit. Dabei erwähnte er unter anderem das Patientenmarketing-Set mit Tischaufstellern, Patienten-Aufklärungsbuch, Patienten-DVD und vielem mehr, das von IMTEC angeboten wird. Zuvor hatte bereits Dr. Keilinger auf die hohe Effektivität einer vom Unternehmen weitgehend vorformulierten und für alle Anwender verfügbaren MDI-Anzeige in der Lokalpresse hingewiesen.
Die Teilnehmer hatten per Befragung vor einem halben Jahr die Vortragsthemen der erfahrenen Referenten am Vormittag selbst bestimmt. Die große Realitätsnähe des gesamten IMTEC MDI Anwender-Symposiums spiegelte dies wieder, und so haben viele im Auditorium wertvolle Ratschläge und Tipps zur zeitnahen Umsetzung in der eigenen Praxis mit nach Hause genommen.
Als Ausblick in die Zukunft wies insbesondere Dr. Walzer auf die demografische Entwicklung hin. Diese dürfte die Anzahl der Behandlungen mit Mini-Implantaten zur Prothesenstabilisierung weiter ansteigen lassen, nicht zuletzt weil es sich hier um ein ebenso bewährtes wie patientenfreundliches, minimalinvasives und bezahlbares Konzept handelt.
SDL