Gesundheitspolitik

Ist es das, was die Politik will?

Kuba: Zahnheilkunde im letzten offiziell kommunistischen Land

Kuba hat ein sehr gutes Bildungssystem – es besteht allgemeine Schulpflicht bis zur 9. Klasse. Durch die Abwanderung von Lehrern in lukrativere Wirtschaftsbereiche, die verstärkte Entsendung von Lehrkräften ins Ausland und knappe Budgets für Bauunterhalt und Betriebsmittel hat die Qualität des Bildungssystems in den letzten Jahren allerdings gelitten. An den Universitäten und Hochschulen sind rund 510.000 Studierende eingeschrieben, davon die meisten in berufsbegleitendem Abendstudium. Rund 6% der Bevölkerung haben einen Hochschulabschluss. Viel mehr sind´s bei uns auch nicht.

Bildung ist in Kuba kostenlos und es besteht eine 9-jährigeSchulpflicht. Kuba hat ein dreigeteiltes Bildungssystem, das aus Grund-, Mittel-, und Oberschule besteht.

2001 lagen die kubanischen Schüler der vierten und fünften Klasse bei einem Test der UNESCO weit vor den anderen lateinamerikanischen Ländern – und deutlich vor Deutschland, wie uns die PISA Studie gezeigt hat. Nach Aussagen von Weltbankpräsident James Wolfenson Ende 2002 sei es Kuba gelungen, die Einschulungsquote auf 100 % zu steigern. Die Analphabethenquote liegt bei 0,2 %. Nach dem UNESCO-Education for All Development Index (2004) gehört Kuba zu den am höchsten entwickelten Ländern der Welt im Bildungsbereich (neben Kanada, Finnland und Südkorea). Als Folge davon hat Kuba eine hervorragend ausgebildete Bevölkerung.

Viele Ärzte und Facharbeiter erledigen im Tourismussektor Arbeiten völlig unterhalb ihrer Qualifikation, weil teilweise schon das Dollartrinkgeld eines Tages ihrem Monatsverdienst entspricht. Aus denselben Gründen gibt es auch viele Schulabbrecher.

Das Studium auf Kuba ist kostenlos, allerdings müssen alle Studenten nach ihrem Abschluss drei Jahre lang für den Staat einen Sozialdienst ableisten. In Kuba ist der Frauenanteil der Studenten höher als in jedem anderen lateinamerikanischen Land.

Die Karibikinsel hat eine höhere Arztdichte als Deutschland, gemessen in Arzt pro Anzahl Einwohner. Wikipedia gibt an (Stand 2005): Auf Kuba gibt es etwa 67.000 Ärzte, das sind pro 1000 Einwohner etwa 5,91. Für Gesundheitsaufgaben gibt das Land zurzeit etwa 1,3 Milliarden US-$ aus. Die tägliche Nahrungsaufnahme pro Kopf beträgt etwa 2.580 Kcal. Etwa 3.300 Einwohner sind mit HIV infiziert – bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 11 Millionen eine verhältnismäßig geringe Quote.

Die Lebenserwartung ist mit 77 verhältnismäßig hoch, bedenkt man, dass dies für ein tropisches Land gilt, das man kaum mit einem europäischen Staat vergleichen kann wegen der ganz anderen Umweltbedingungen.

Dienstleistungen sind der wichtigste Wirtschaftssektor Kubas (in 2003 67 % des BIP) und verzeichneten nach der kubanischen Statistik in 2005 einen Zuwachs von 15,6 %.

Tourismus (Einnahmen 2005 ca. 2,6 Mrd USD) und der Export von medizinischen Leistungen (Behandlung ausländischer, vorwiegend venezolanischer Patienten, Entsendung von Ärzten und medizinischem Fachpersonal (ca. 20 000), deren Monatsentlohnung an den kubanischen Staat teilweise mit den Erdöllieferungen aus Venezuela verrechnet wird, sind die wichtigsten Branchen. Darüber hinaus wird auch der Export von Software forciert.

Wegen einer von der international üblichen Methodik abweichenden kubanischen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gibt es keine zuverlässigen offiziellen Angaben. Nach Schätzungen US-amerikanischer Quellen lag das kubanische BIP unter Berücksichtigung der Kaufkraftparitäten in 2005 bei rd. 37 Mrd USD, das BIP pro Kopf bei 3.300 USD.

Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt derzeit bei 14 € (!).

Die Auslandsschulden und der Devisenmangel sind hoch. Fast alle Kubaner verdienen ihr Gehalt in der sog. Moneda nacional, der nicht-konvertiblen Landeswährung, mit der der Lebensunterhalt nur zum kleineren Teil bestritten werden kann. Viele, auch elementare Produkte und Dienstleistungen, sind nur für den „peso convertible“ (CUC) erhältlich – zu Preisen, die oft den europäischen entsprechen oder sogar noch höher liegen.

Der Anteil der staatlichen Arbeitseinkommen am Gesamteinkommen kubanischen Familien ist seit den 90er Jahren deutlich zurückgegangen. Der Lebensstandard einer kubanischen Familie wird heute weitgehend durch den Zugang zu konvertibler Währung (rund 40% der Bevölkerung erhalten Überweisungen ihrer im Ausland lebenden Verwandten – Schätzungen sprechen von 1 Mrd. USD pro Jahr, Arbeit im Tourismus, Joint Ventures) und andere Einkommensquellen bestimmt. Das Konzept der „absoluten Armut“ (weniger als 1 USD/ Tag) ist auf Kuba allerdings nicht übertragbar, da die Grundnahrungsmittel sowie die Preise für Wasser, Strom und Gas stark subventioniert werden, und das Gesundheits- und Bildungssystem kostenlos ist.

Soweit der theoretische Gesamtüberblick. Schaut man allerdings etwas genauer hin, bekommt das Bild noch mehr Risse als es schon hat angesichts des geringen Einkommens der Bevölkerung. Die medizinische Betreuung findet prinzipiell in Kliniken statt, „niedergelassene“ Ärzte gibt es nicht. Die zahlreichen Kliniken in Havanna sind gut zu erreichen – nur, auf dem Lande sind die Wege enorm weit. Die meisten Leute fahren in Kuba per Anhalter – nur, was macht ein Kranker?! Zumindest in Havanna wird der Transport mit dem Rettungswagen bzw. Sanka reibungslos abgewickelt. Bei einer massiven Verletzung hat es, eigener Beobachtung nach, nur kurze Zeit gedauert, bis der (vorher von Polizisten sofort versorgte) Verletzte professioneller Betreuung zugeführt wurde. Die Sanitätsfahrzeuge sind alle neuerer Bauart (Havanna) der Marke Mercedes – für ein armes Land schon sehr erstaunlich.

Ein Besuch einer Poliklinik (Diagnostik, Blutuntersuchungen) korrigiert das schöne Bild: die Einrichtung ist doch sehr dürftig, die Sterilisation sieht nicht übermäßig vertrauenswürdig aus, Kanülen werden wiederaufbereitet (!), die Sterilsets werden nach unserem Verständnis unsachgemäß (nicht eingeschweißt und nur in Tücher gewickelt) in offenen Holzschränken gelagert. In den Kliniken sieht man lange Wartschlangen – der volkswirtschaftliche Schaden wegen Fehlzeiten an der Arbeitsstelle durch vertane Wartezeit im Krankenhaus ist vermutlich enorm.

Zur Zahnheilkunde: eine Trennung Zahnmedizin/Medizin, wie bei uns, gibt es in Kuba nicht. Die Zahnbehandlung findet in der Poliklinik statt. Zahlen zur Zahl der tätigen Zahnärzte in Kuba sind nicht beschaffbar, nicht einmal die Kollegen dort selbst kennen welche. Da die Kliniken für Einheimische Ausländern versperrt sind, war auch ein Besuch in der Universtätsklinik für Stomatologie nicht möglich, es war kein (Zahn)Arzt zu sprechen. Ganz anders im Ausländerkrankenhaus (in dem übrigens auch die Funktionärselite behandelt wird). Die Kollegen sind gesprächsbereit, freundlich (wie die Kubaner im Übrigen ganz allgemein) und hilfsbereit.

Die „normalen“ Kubaner sind etwa ab 50 vollkommen zahnlos, deutliche Lücken zeigen sich auch bei jüngeren Personen. Die Bildung hat offensichtlich die Gesundheitsbildung der Bürger nicht erreicht, Prophylaxe ist kaum im Bewusstsein de3r Kubaner vorhanden. Eine auch nur etwas anspruchsvollere Prothetikbehandlung steht der Bevölkerung auch nur in der Ausländerklinik zur Verfügung, nur, dort ist nichts mehr kostenlos. Die Bezahlung geht unaufgeregt an der Sofortkasse in bar vonstatten, selbstverständlich in CUC, dem Pedant zur ausländischen Devise. Kreditkarten sind unüblich und beim Einsatz werden ungeheuer hohe Gebühren aufgeschlagen. Es empfiehlt sich also, beim Kubabesuch ausreichend Bargeld mitzuführen.

Wer immer es sich leisten kann, geht zur Behandlung in die Ausländerklinik – dies sind in erster Linie Leute, die in der Tourismusindustrie arbeiten, über Auslandskontakte verfügen (Verwandte im Exil, analog der DDR mit Westverwandtschaft) oder die der Prostitution nachgehen (die ist offiziell in Kuba verboten, nur: jedes einigermaßen gut aussehende junge Mädchen wirft sich ganz ungeniert älteren Herren, die nach Geld aussehen, an den Hals; ein gar nicht ungewöhnliches Bild sind Paare, die händchenhaltend durch die Straßen schlendern, er jenseits der 70 und sie noch nicht mal 20). Prostitution ist verboten, Liebe nicht, und sei sie noch so auffällig…

Es ist auffällig, dass Kubaner, die über CUC (also „richtiges“ Geld) verfügen, dies auch zeigen. Und so kann man etwas sehen, was man sonst nur in asiatischen Entwicklungsländern noch zu sehen bekommt: Goldkronen an Frontzähnen, je auffälliger, desto besser. Die Armen hingegen laufen mit Zahnlücken rum. Eine klassenlose Gesellschaft eben.

Die Wertschätzung für Zahnärzte ist in Kuba ganz offensichtlich höher als in Deutschland. So kostet eine Extraktion immerhin 35 $, die Untersuchung (Checkup) ebenfalls 35, so wie die Zahnreinigung auch. Füllungen (selbstverständlich Amalgam!) werden mit 25 $ je Fläche berechnet (ein Traumpreis nach deutschen Verhältnissen), und die VMK Krone schlägt mit 350 $ zu Buche.

Man muss diese Preise relativieren: der Techniker, der die Krone im Labor anfertigt, bekommt mal eben 14 € im Monat, und der Normal-Arbeitnehmer in Kuba kriegt auch nicht mehr. Da sind 350 € ein irrsinnig großes Vermögen. Und trotzdem gibt es Kubaner, die sich den Luxus einer „richtigen“ Zahnheilkunde leisten und die die Alternaive „Extraktion“ vermeiden.

Die Ausrüstung im Westkrankenhaus ist exzellent: modernste (deutsche!) Zahnarzteinheiten ebenso wie Laborgeräte sind schon beeindruckend, die sind besser ausgerüstet als die deutsche Durchschnittspraxis!

Also; Angst braucht kein Tourist zu haben – wenn man mal (zahn)ärztliche Hilfe braucht, dann kriegt man die, auf höchstem Niveau. Man muss halt nur zahlen können…

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