gesundheitliche Aspekte des Zuckerkonsums

Was den Regierenden nützt

Die Antike hatte wenigstens einen Vorteil: da haben nur die Reichen und Mächtigen Zucker zur Verfügung gehabt (in Form von Honig). Und das in relativ bescheidenem Ausmaß. Als Folge hat es da intellektuelle Diskurse auf dem Forum gegeben, egal, ob in Griechenland oder Rom. Es wurde Wissenschaft betrieben, es wurde Philosophie zelebriert – die Ergebnisse reichen bis in die Neuzeit. Auch die politische Landschaft war dauernd in Bewegung: da wurde ein Tyrann nur auf Zeit gewählt (!) und so bald als möglich wieder in die Wüste geschickt.

Was das mit Zucker zu tun hat? Es gibt neuerdings zahlreiche ernst zu nehmende Studien die zum Ergebnis kommen dass der regelmäßige Konsum vom Zucker dumm macht. Nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten sollen demnach leiden, auch das Gedächtnis sei betroffen, so die Wissenschaftler. Es geht das Wort um von der letzten „legalen Droge“.

Befassen wir uns mit der Geschichte des Zuckers. Die Entdeckung und der Anbau der Zuckerrübe mit immer ertragreicheren Sorten hat Zucker zu einem billigen Massengut gemacht. Mit Hilfe des Zuckers ist es gelungen – Zufall? – die Industrialisierung mit Massen an billigen (und willigen) Arbeitskräften zu realisieren. Menschen, auch Kinder (!), haben da unter aus heutiger Sicht unwürdigen Bedingungen mit extrem kurzer Lebenserwartung geschuftet, und gefüttert wurden sie mit dem inzwischen leicht verfügbaren Zucker.  Damit konnte über lange Zeiträume eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit aufrechterhalten werden. Sportler nutzen das ja heute ebenfalls exzessiv. So konnte man in Rom die Sklaven nicht nutzen, weil kein Zucker als Brennstoff verfügbar war, die haben weniger geschuftet. Als damals unbekannte Nebenwirkung dürfte dieser Ausbeutung die Eigenschaft des Zuckers  „dumm“ zu machen Vorschub geleistet haben. Jedenfalls passt das sehr gut ins Bild.

Interessanterweise sind nämlich immer dann revolutionäre Bewegungen erstarkt wenn es Nahrungsmittelknappheit und insbesondere eine Knappheit an Zucker gegeben hat. Kann sein dass das eine Reaktion auf den Entzug der Droge war, kann sein dass die dummmachende Wirkung dann aussetzte, jedenfalls sind solche Zusammenhänge statistisch nachvollziehbar.

Nun scheint den Regierenden dieser Zusammenhang wohl bekannt. Denn, trotz der weit bekannt negativen Auswirkungen von übermäßigem Zuckerkonsum, wie Karies, Diabetes, Adipositas, um nur die gravierendsten zu nennen, die auch große volkswirtschaftliche Bedeutung haben, weil sie die Kosten der Gesundheitsversorgung in die Höhe treiben, und der Forderungen der (Zahn)Ärzteschaft, protektive Steuern auf Zucker zu erheben (analog zu Alkohol und Tabak) kommt von Herrscherseite keine Reaktion. Ist irgendwie auffällig.

Nun ist es natürlich schwierig ohne Hilfe der Regierungen etwas gegen den übermäßigen Zuckerkonsum zu unternehmen. Auch die neuesten Erkenntnisse können da nicht verwendet werden – wer mag schon zugeben dass er/sie dumm sei? Wo doch die Industrie die Botschaft verbreitet, bei geistigen Höchstleistungen solle man Zucker einwerfen (so die Message für „Dextro Energen“, zum Beispiel). Und wenn man mal ein bisschen schaut, was an Werbung über die Videoschirme so flimmert – da ist ein sehr großer Teil an Werbung für Zuckerprodukte dabei. Das Geld wäre in Form von Steuern allemal besser aufgehoben. Aber, die Medien brauchen das Geld, die Ernährungsindustrie ist der Hauptkunde –trotz der Folgen einer immer übermäßigeren Verfettung der Bevölkerung mit den bekannten Folgen. Die werden also schon mal nichts unternehmen. Im Gegenteil: in den neuerdings überhand nehmenden Kochsendungen – als Ersatz für die verloren gegangenen Fähigkeiten der Fernsehkonsumenten sich ihr Essen selber zuzubereiten – wird stets Zucker als wichtiger Bestandteile eines jeden Rezeptes dargestellt. Man findet auch kaum ein gedrucktes Rezept ohne Zucker als Inhaltsstoff –  sei es als Konservierungsmittel, sei es als „Gewürz“, Zucker ist allgegenwärtig. Und um den Bio-Anhängern entgegen zu kommen wird gerne brauner Zucker (ist ja angeblich besser als „Fabrikzucker“) oder Honig propagiert – beides schlicht Zucker, nichts anderes. Und um „Zucker“ nicht auf die Verpackungen schreiben zu müssen wird dann Fructose, Glucose, Maltodextrin, Melasse, und was es sonst alles so gibt, was Zucker ist, aber nicht Zucker heißt, genommen. Insgesamt mehr als 40 kg pro Kopf pro Jahr. Und das praktisch überall auf der Welt!

Die Zahnmedizin hat inzwischen Antworten gefunden darauf: wir setzen massenhaft Fluorid ein, wir haben spezielle Zahncremes und Spülungen entwickelt, wir haben die „Prophylaxe“ im Angebot – aber: wir können damit nur die Zahn Schäden eingrenzen, die anderen (siehe oben) jedoch nicht. Wann machen die anderen Humanwissenschaftler endlich ihre Hausaufgaben so effektiv wie die Zahnärzte? Und wann die Politiker? Aber klar, die wollen nichts ändern – eine messbar klügere Bevölkerung mit – wie entsetzlich! – deutlich verbessertem Gedächtnis, was für ein Schreckgespenst!

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