Dr. Best Innovationsforum
20./21. 01.2009
Einer guten Tradition folgend fand auch dieses Jahr wieder ein Seminar in den zwei Pressestädten Hamburg und München statt. Prominente Wissenschaftler informieren hier ebenso wie Mitarbeiter des Sponsors über aktuelle Entwicklungen in der Prävention von Zahn- und Munderkrankungen.
Diesmal besonders interessant schien das Referat von Dr. Benjamin Schüz, Deutsches Zentrum für Altersfragen Berlin. Schüz ist Psychologe – wie das, Psychologe auf einem Seminar für ZMK-Prävention?
Generell wird (leider) stets viel zu technisch gedacht: da werden Methoden und Materialien zur zahnmedizinischen Prophylaxe vorgestellt, mit (angeblich) noch besseren Bürsten und Zahncremes. Und damit soll eine weitere Verbesserung der Zahngesundheit in Deutschland erreicht werden? Na ja. Es ist ja seit den 90er Jahren gut dokumentiert, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung für 80 Prozent der Zahnschäden zeichnen (z.B. Pieper et al, Kocher et al,), und mittelweile weiß man auch, dass sich eine Schere immer weiter öffnet zwischen diesen 20 Prozent (da hat sich bisher wenig geändert) und den 80 Prozent (da ist kaum noch viel Verbesserung möglich, weil da bereits extrem viel Gesundheit gegeben ist. Woran kann das liegen? Hier wurden ebenfalls bereits zahlreiche Publikationen zum Thema herausgegeben (z.B. Wiedermann, Einwag, Kocher/Splieth, usw.): es ist verhältnismäßig leicht, gebildete und motivierte Patienten zu besserer Prophylaxe zu bewegen – unsere gängigen Modelle sind darauf ausgerichtet und wirken äußerst erfolgreich. Nur – wir sollten usn auch um die restlichen 20 Prozent kümmern, denn die müssen auch erreicht werden!
Da ist es erfreulich, wenn auch mal Psychologen, die sich mit „Motivation“ auskennen, zu Wort kommen. Ohne „Motivation“ wird sich nämlich kaum was ändern…
Gesundes Verhalten ist „Verhalten“, und damit kennen sich „Verhaltensforscher“ – das sind großteils Psychologen; die Verhaltensforschung ist, ebenso wie die Verhaltenstherapie, ein elementarer Bestandteil dieser Wissenschaftsdisziplin. Und Dr. Schüz ist „Verhaltenspsychologe“.
Schüz: Die Psychologie geht davon aus, dass verschiedene Informationen und ihre individuelle Interpretationen dafür verantwortlich sind, wie stark ein Vorsatz ausgeprägt ist. Für die Mundhygiene bedeutet das, dass je besser ein Mensch über Mundhygiene informiert ist, desto größer auch die Chancen, dass sich ein Vorsatz bildet und vielleicht entsprechend gehandelt wird. Allerdings interpretiert nicht jede Person jede Information gleich. Während zum Beispiel der Satz „Regelmäßiges Verwenden von Zahnseide beugt Karies zwischen den Zähnen vor“ auf den ersten Blick recht verständlich aussieht, lassen sich daran sehr gut unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten aufzeigen. Beispielsweise kann „regelmäßig“ für verschiedene Personen alles zwischen einmal jährlich oder zwischen einmal stündlich heißen. Oder „beugt Karies vor“ kann so unterschiedliche Wirkungen von Zahnseide wie „nie mehr Karies“ oder aber „vielleicht ein bisschen weniger Karies“ beschreiben. Diese unterschiedlichen Interpretationen der Aussagen führen dann dazu, dass verschiedene Personen verschieden stark davon überzeugt sind, dass eine bestimmte Handlung wie Zahnseide benutzen eine bestimmte Konsequenz, nämlich Karies-Vorbeugung nach sich zieht.
Informationen müssen deshalb systematisch und zielgruppenorientiert (also angepasst an soziale Schicht, Bildungsniveau, ev. Migrationshintergrund, etc.) vermittelt werden – eine Informationsschiene für alle Patienten wird kaum jedes Individuum gleich gut erreichen können.
Schüz weiter: Für die Information über Verhaltensweisen zur Vorbeugung von Krankheiten wurde vorgeschlagen, insgesamt fünf Dimensionen von Information zu berücksichtigen: Interpretation von Symptomen, Zuschreibung von Ursachen, zeitliche Auswirkung (akut oder chronisch), Konsequenzen der Krankheit und Kontrollierbarkeit der Erkrankung (z.B. durch Vorsorge oder Behandlung). In einer Studie mit Parodontitis-Patienten konnte eine französische Forschergruppe zeigen, dass Informationen, die anhand dieser Dimensionen aufbereitet wurden, tatsächlich zu besserer Mundhygiene führten (Philippot, Lenoir, Hoore, & Bercy). Die richtige Aufbereitung und Vermittlung von Information kann also Motivation für gesundheitlich wichtige Verhaltensweisen fördern.
Allerdings führen Motivation und gute Vorsätze nicht notwendigerweise wirklich zu Verhaltensänderungen. Ein Forscherteam aus Sheffield in Großbritannien konnte beispielsweise in einer Überblicksarbeit zeigen, dass ungefähr die Hälfte (47%) aller Personen mit guten Vorsätzen für gesundheitlich wichtige Verhaltensweisen (z.B. Ernährungsumstellungen, Vorsorgeuntersuchungen oder auch die Benutzung von Kondomen) daran scheiterten, diese Vorsätze auch in die Tat umzusetzen (Sheeran). Ähnlich sah es auch in einer Studie zur Benutzung von Zahnseide aus (Schüz, Sniehotta, Wiedemann, & Seemann): Hier wurden die Teilnehmer gefragt, wie stark ihre Vorsätze für das tägliche Benutzen von Zahnseide ausgeprägt waren. Dieses Vorsatz-Maß hing interessanterweise überhaupt nicht damit zusammen, ob die Teilnehmer auch tatsächlich täglich zur Zahnseide griffen.
Hier kommen andere psychologische Einflüsse ins Spiel, die sich mit der Umsetzung von Vorsätzen in Verhalten beschäftigen. Diese Einflüsse unterscheiden sich zwangsläufig von den Faktoren, die für Motivation verantwortlich sind. Der Psychologe Heinz Heckhausen zeigte schon vor vielen Jahren auf, dass Probleme bei der Verhaltensänderung hauptsächlich in drei Feldern auftreten: Probleme beim Anfangen, Probleme mit plötzlich auftretenden Hindernissen und Probleme beim Durchhalten über längere Zeit. Das Ändern von Verhaltensweisen wie Mundhygiene ist umso schwieriger, wenn starke Gewohnheiten dagegen stehen. Routinen müssen aufgebaut werden, und das ist nicht einfach. Selbst wenn Verhalten geändert wird, kann immer noch etwas dazwischen kommen und die neue Routine stören und so verhindern, dass die Veränderung länger anhält. In den letzten Jahren wurden verschiedene psychologische Faktoren untersucht, die diese Probleme überwinden könnten. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass ganz konkrete und strukturierte Pläne zur Verhaltensänderung (nach einem wann-wo-wie-Schema) dabei helfen können, regelmäßig Zahnseide zu verwenden (Schüz, Sniehotta, Wiedemann, & Seemann; Schüz, Wiedemann, Mallach, & Scholz, 2008; Sniehotta, Soares, & Dombrowski). Aber auch Techniken wie Verhaltensbeobachtung , die sich schon in der Verhaltenstherapie als äußerst wirksam erwiesen haben, können im Bereich der Mundhygiene eingesetzt werden: Ganz einfache Mittel wie Kalender, auf denen man die Tage markiert, an denen z.B. Zahnseide verwendet wurde, können nachhaltige Verhaltensänderung wirksam unterstützen (Schüz, Sniehotta, & Schwarzer).
Diese Hinweise sidn wertvoll und sollten helfen, die Patienten besser zu erreichen und eine verbesserte Compliance zu bewirken. Und was macht man, wenn trotzdem der Erfolg (verbesserte Mundgesundheit) nicht im gewünschten Maße eintritt? Dann versucht man, die Mundhygienehilfsmittel der Situation besser anzupassen! Verbesserte Zahncremes mit „chemischer Plaquekontrolle“ (z.B. Chlorhexidinhaltig) können heir ebenso helfen wie angepasst Zahnbürsten, leichter zu handelnde Zahnzwischenraumbürsten oder Zahnseidenmodifikationen.
Bezüglich Zahnbürsten konnet Dr. Best auf dem Symposium eine Innovation vorstellen. Prof. Dr. S. L. Yankell, Präsident YRC Inc., Moorestown, NJ / USA, Professor emeritus, Universität von Pennsylvania, Institut für Zahnmedizin, Philadelphia, PA / USA, stellte ein modifiziertes System zur Prüfung von Zahnbürsten vor (basierend auf Labormethoden zur Erfassung der Entfernung künstlicher Plaque von großflächigen Zahnarealen oder interproximalen Zonen (Saxer and Yankell 1997a,b, Yankell and Saxer) mit veränderter Simulation der Mundbedingungen (künstlicher Speichel, Möglichkeit auch die Trockensituation zu simulieren), einer universellen Aufnahmevorrichtung für Zahnbürsten unterschiedlichster Formen und Borstenfelder sowie eienr künstlichen Gingiva. Die wichtigste Testmethode ist dabei neuerdings die IAE (Interproximal Access Efficacy (Effektivität der Erreichbarkeit der Zahnzwischenräume)).
Yankell führte vor kurzem eine Reihe von IAE- Studien mit der Dr. BEST Vibration Zwischenzahn Zahnbürste durch. In den ersten Studien war die Oral-B Indikator Bürste mit Flachschnitt die manuelle Kontrollzahnbürste. Weitere Studien wurden mit den vibrierenden Handzahnbürsten Oral-B Pulsar, Colgate Microsonic 360 und Colgate Microsonic durchgeführt, sowie mit den oszillierend-rotierenden, elektrischen Bürsten Oral-B MicroPulse (Oral-B Triumph), Oral-B ProBright (Oral-B Vitality ProWhite), Oral-B Vitality Precision Clean und Oral-B Professional Care 6000 als Kontrollen. Bei allen durchgeführten Studien zeigte die Dr. BEST Vibration Zwischenzahn Zahnbürste eine signifikant höhere Effektivität, die Zahnzwischenräume zu erreichen (signifikant höherer IAE Gesamt-Mittelwert) als die manuellen, die vibrierenden und elektrischen Kontroll-Zahnbürsten.
Es wurden auch Laborverfahren entwickelt, die dokumentieren, inwieweit die Borsten einer Zahnbürste in der Lage sind, künstlich erzeugte Plaque am und unterhalb des Zahnfleischrandes zu erreichen und zu entfernen (Yankell et al 2003). Mit Hilfe der SAE (Subgingival Access Efficacy) Methode wird die Reichweite der Borsten am und die Entfernung künstlicher Plaque unterhalb des Zahnfleischrandes evaluiert. Bei der GMC (Gingival Margin Cleaning)-Methode wird die Wirksamkeit der Borsten bei der Entfernung künstlicher Plaque am Zahnfleischrand bewertet.
Es wurden SAE und GMC Tests durchgeführt, um die Dr. BEST Vibration Zwischenzahn Zahnbürste mit den Oral-B Vitality Precision Clean und Oral-B Professional Care 6000 elektrischen Zahnbürsten zu vergleichen. In allen Tests war die Dr. BEST Vibration Zwischenzahn Zahnbürste signifikant besser als die getesteten Kontroll-Zahnbürsten.
Nach den sehr guten Ergebnissen der Dr. BEST Zwischenzahn im Vergleich zu manuellen Zahnbürsten mit Interdentalschnitt (Murad et al.: Laboratory interproximal access efficacy of three manual toothbrushes, Poster International and American Association for Dental Research, 2008) konnte nun die neu entwickelte Dr. BEST Vibration Zwischenzahn gegenüber anderen vibrierenden Handzahnbürsten und auch elektrischen Zahnbürsten ihre herausragenden Stellung bei der Erreichbarkeit der Zahnzwischenräume belegen.
Damit steht auch für Patienten mit geringeren manuellen Fähigkeiten oder schlechterer Compliance mit geringerer Neigung zur Zahnzwischenraumhygiene eine Hilfsmittler zur Verfügung, dass eine Verbesserung der Zahngesundheit erwarten läßt.
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