Die Bosse kassieren – und wir verlieren …
Ist schon aufschlussreich – nachdem es jahrzehntelang ein Geheimnis war, wie viel unsere Bosse (die KZV- und KV-Vorstände) so an „Aufwandsentschädigung“ erhalten, wurden wegen des § 79 SGB V nun zum 1. März, also präzise im Gesetz zum vorgeschriebenen Zeitpunkt (nachzulesen z.B. in ZM 5B) Zahlen genannt. Als Zahnarzt in der Praxis kann man da nur staunen: Da bekommt der KZV-Bundesvorsitzende sage und schreibe 233.578 € im Jahr, zuzüglich Sozialleistungen, und ein KZV-Vorsitzender (z.B. Bayern) kriegt auch noch 201.000 € jährlich, zuzüglich zu den Praxiseinnahmen, versteht sich und Regelungen für Zahlungen nach dem Ausscheiden aus dem Amt. Nun ja, könnte man meinen, sind ja nicht so gar Viele – aber hallo, da gibt es ja noch die Vorstandmitglieder und deren Stellvertreter, und die langen auch kräftig hin (bei der Bundes-KZV 222.961 €), und all das bezahlt der Kassenzahnarzt mit seiner „Verwaltungsgebühr“, die ihm vom Honorar abgezogen wird.
Und dann gibt’s ja auch noch die Kassenbosse, die in gleicher Dimension abzocken. So kriegt der Chef der Technikerkasse (TKK) 245.781,18 € jährlich, natürlich zuzüglich noch großzügigerer Sozialleistungen, und auch die AOK-Bosse wollen da nicht zurückstehen: Der Chef der AOK Bayern verdiente 2008 176.000 €, das war ein Plus gegenüber dem Vorjahr von satten 13 Prozent. Nur, auch Kassenbosse gibt es viele – alleine 15 AOK-Chefs, 9 Bosse der Ersatzkassen, 14 Innungskrankenkassen und hunderte Betriebskrankenkassen. Deren Einkommen wird aus Beiträgen der Pflichtversicherten bezahlt – aber, letztendlich zahlt das auch der (Zahn) Arzt, weil ja angeblich viel zu wenig Geld zum Verteilen da ist. Man kann die Honorare nicht aufstocken, so das Argument, weil sonst die Beiträge über Gebühr angehoben werden müssten.
Nun stellt sich die Frage, wofür sind die Beiträge eigentlich da? Richtig, damit sollen Arzt- und Zahnarztkosten finanziert werden. Nur, wenn die Kassen- und KV-Bosse immer mehr vom Kuchen abschneiden, bleibt für die (Zahn)Ärzte am Ende immer weniger übrig, einfache Logik.
Nun könnte man ja meinen, die Bosse leisteten eine Arbeit, die irgendwie für mehr Geld in der Kasse sorgt und so das zu verteilende Volumen vermehrt – nur, wie soll das denn gehen? Die Beitragshöhe ist gesetzlich festgeschrieben, ebenso sind die Leistungspositionen gesetzlich geregelt. De facto haben wir also schon längst eine „Einheitskasse“, mit einheitlichen Beiträgen und einheitlichen Sachleistungen. Ja, was leistet dann so ein Kassenvorstand eigentlich noch? Kostenkontrolle? Geht ja nur bei den Kassenangestellten – nur, die kriegen ja auch jährlich ein sattes Plus, da sorgt schon die Gewerkschaft dafür. Also, wo liegt das finanzielle Plus bei der Tätigkeit eines Kassenbosses? Leuchtet mir nicht ein.
Und bei den KZV oder KV-Bossen? Die verwalten den Mangel, na ja, auch eine Tätigkeit, aber, richtig „verdienen“ tut da keiner was. Durch die Tätigkeit dieser Bosse kommt kein müder Euro mehr in den Verteilungstopf! Und wenn so einer mal vor laufenden Kameras die Chance hätte, die Öffentlichkeit aufzurütteln – da versagt er kläglich. Kann man jedes Mal mit Entsetzen registrieren, wie ungeschickt unsere Bosse da auftreten. Nützt uns jedenfalls wenig, was die machen.
Und das Ganze wird von den Ärztinnen und Ärzten dieser Republik finanziert – das Morbiditätsrisiko geht ebenso zulasten der (Zahn)Ärzteschaft wie das Beschäftigungsrisiko – wenn die Grundlohnsumme durch Arbeitslosigkeit sinkt, gibt’s auch weniger für den Honorartopf. Und anders als bei den Bossen kriegt der (Zahn)Arzt keinen Cent für Abwesenheit, sei es Urlaub oder Krankheit. Und an einen fertigen Arbeitsplatz können wir uns auch nicht setzen, den bezahlen wir auch selber.
Muss man sich nicht wundern, wenn die Verdrossenheit immer schneller zunimmt – steht ja stets die Frage im Raum: Für wen arbeite ich eigentlich? Wenn (relativ) immer weniger Geld aus dem Gesamttopf für die Patientenbehandlung ausgegeben wird und zweistellige Zuwachsraten nur in den Verwaltungskosten zu finden sind, fällt die Antwort leicht: für unseren neuen Adel, die Unzahl an Bossen, die uns mit immer neuen Vorschriften, undurchsichtigen HVM´s und massiven Regulierungen das Leben schwer machen …
gh