Mit der Harley durch den Wilden Westen
Riding the iron horse…
Amerika – da denkt jeder Motorradfan gleich an die Rote 66, die legendäre Streckte von Chicago durch die Great Plains bis Los Angeles. Nun ja – wenn man´s mal gemacht hat, braucht man das nie wieder. Ist ja, auch mal interessant 2.000 km Schnurgeradeaus, ohne Steigung, zu fahren – nur, sehr spannend ist das nicht.
#USA1#Das erwartet aber den Fan, wenn er in Chicago losfährt, um den Spuren des großen Frauentrecks zu folgen, der diese Strecke berühmt gemacht hat. Da muss man viel Zeit mitbringen und viel Kaffee, damit man unterwegs nicht einnickt …
Wenn man aber konzentriert was erleben will, dort, wo es die Highlights des Wilden Westen gibt, und vor allem wenn man eben wenig Zeit mitbringt, dann kann man das ganz anders angehen.
Hier Vorschläge für Routen, die auch mit knappem Zeitbudget Spaß machen!
Vorschlag 1
Flug nach Albuquerque in New Mexico, Flug z.B. mit Delta oder United, beide haben Kooperationspartner in unterschiedlichen Allianzen; Delta ist mit Air France zusammen, United mit Lufthansa. Da kann man am Vielfliegerprogramm der jeweiligen Allianz kräftig Punkte ernten, die sich dann in Upgrades oder Freiflügen abfeiern lassen. Cave: nur die US-Linien geben reichlich Punkte, die Lufthansa ist sehr knauserig und dann wenn man was haben will für die gesammelten Punkte kriegt man´s nicht. Bei Delta fliegt man zweimal über den Atlantik und hat schon einen Freiflug – da kann man bei LH lange warten …!
In Albuquerque sollte man sich erst mal eine Nacht ein Hotel reservieren – die Motorradverleiher geben keine Maschine heraus, wenn man ohne zu schlafen aus dem Flieger kommt. Ein eigenes Gerät mitbringen ist unsinnig – man muss (aus Sicherheitsgründen) den Tank demontieren, und die Frachtrate ist auch utopisch. Das käme nur infrage, wenn man sehr lange bleiben will – nur, wer hat schon die Zeit dafür?
Also wird man ein Bike mieten. Es empfiehlt sich das von Deutschland aus zu tun, weil dann die europäischen Geschäftsbedingungen gelten – im Streitfall muss man nicht in USA fliegen, das findet dann zuhause statt. Und: Bei Anmietung von hier aus kriegt man bessere Versicherungsbedingungen!
Für Motorräder ist „American Eagle“ erste Anlaufstelle in USA. Die haben in jeder größeren Stadt Anmietstationen und halten hochwertiges und modernes Material vor. Dort kriegt man Harleys der unterschiedlichsten Ausführungen – was anderes als eine Harley Davidson in USA zu bewegen wäre fast ehrenrührig, ist es doch das Kultmotorrad schlechthin.
Und dann hat man das Bike in seinem Besitz. Die Harleys in New Mexico haben wenig Schalldämpfung, da genießt man den kernigen Sound das V-Motors. Und: In den meisten Westernstaaten gibt es (noch) keine Helmpflicht. Die geben einem einen Helm mit, aber fast jeder hängt das Teil irgendwie ans Bike und fährt ohne (Risiko!). Macht einfach mehr Spaß.
Weil die Auslieferung prinzipiell nachmittags stattfindet, sollte man sich für den ersten Tag keine zu große Strecke vornehmen. Realistisches Ziel von Albuquerque aus wäre z.B. Gallup, kurz vor der Grenze nach Arizona. Oder, man macht einen Umweg und reitet kurz hoch nach Santa Fe.
Jedenfalls geht die Tour erst mal nach Westen, nach Arizona#USA3#, und dort zweigt man nicht weit hinter der Grenze ab in den Petryfied Forest National Park – das sollte man sich nicht entgehen lassen. Es ist eine einmalige Konzentration an versteinerten Bäumen, die man da zu sehen bekommt, nebst der „Painted Desert“, geht in einem Aufwasch.
Kommt drauf an, wie man es sich eingeteilt hat – jedenfalls sollte man spätestens in Gallup übernachtet haben. Dann ist man frisch für den NP und kann dann weiter nach Westen fahren, Richtung Grand Canyon, immer entlang der historischen Route 66 – die führt nämlich parallel zur Interstate. #USA10#Da gibt’s immer was zu sehen rechts und links der Straße. Und dann kommt man nach Flagstaff. Jetzt muss man sich entscheiden: rauf zum Grand Canyon oder Richtung Süden. Oder beides, wenn man genug Zeit mitgebracht hat. Besucht man den Grand Canyon, sollte man dort übernachten (am Eingang zum Park gibt’s ein Motel, teuer und eigentlich ungemütlich, besser wäre es auf dem Campingplatz, da muss man halt ein kleines Zelt dabei haben, wäre eh´stilvoller). Sonst hat man nichts davon – eine Fahrt am South Rim ist schon beeindruckend, und man muss Pausen machen, um richtig was zu sehen.
Man kann noch einen kurzen Abstecher entlang der Route 66 machen nach Williams, aber, eigentlich lohnt sich´s nicht. Besser, man wendet sich nach Süden – aber nicht auf die Interstate, sondern parallel Richtung, Sedona und dem Oak Canyon. Kann man nicht verfehlen, Sedona steht fett auf dem Richtungsschild. Die Fahrt durch den Oak Canyon entschädigt für vieles – das ist Wild West Romantik und Fahrspaß vom Feinsten.
In Sedona sollte man unbedingt eine Pause einlegen – der Red Rock Park ist schon sehr sehenswert. Sedona hat sich zu einem Nobelstädtchen entwickelt, sogar mit eigenem Flugplatz.
Die Übernachtungsmöglichkeiten in Sedona sind sehr gut, aber nicht billig. Es gilt – wie generell – das Hotel vorzubuchen, dann bekommt man bessere Preise. Ein Tipp: wenn man eines der handlichen Netbooks dabei hat, kann man das Hotel zuhause in Deutschland buchen. Wie das sein kann? Internet macht´s möglich. Man geht online (kann man in praktisch allen Hotels bzw. Motels problemlos) und logt bei seinem heimischen Reisebüro ein (z.B. www.hotel.de), bucht dort das Hotel (hat den Zusatznutzen, dass europäisches Reiserecht gilt) und hat seine Reservierung sicher. Ganz einfach.
Nach dem Erlebnis, red Rocks geht’s Richtung Phoenix, ist eine langweilige Strecke durch die Wüste, in der zunehmend Kakteen das Bild bestimmen, vorbei an dem hässlichen „Stadt“-Bild (schlimmer als Los Angeles, ein Sammelsurium von „Häusern“ – alles in Leichtbauweise, also Holz mit Pappmachee) runter bis Tucson und dort rein in den Desert Park. Da kann man sehr schön zwischen den Kakteen fahren, die sind locker 5-6 Meter hoch, ein beeindruckendes Panorama: rote Hügel mit den grünen Sequoia drauf.
Was man sich nicht entgehen lassen sollte auf der Tour ist eine Fahrt nach Tombstone, und dort ist der Besuch des Boothill ein Muss. Am Eingang steht, man solle den gebührenden Ernst wahren, da es sich um einen echten Friedhof handelt – fällt nicht leicht, bei Grabinschriften wie „aus Versehen aufgehängt“. Tombstone ist der Ort, in dem die legendäre Schießerei im OK Corral stattfand, in dem der amerikanische Zahnarzt Doc Holiday zusammen mit Wyatt Earp den Bösen den Garaus gemacht hat – findet jeden Tag als Westernshow viel klatschendes Publikum. Wobei zu erwähnen wäre, dass unser Kollege Holiday seinen Lebensunterhalt nicht mit bohren sondern mit Spielen bestritt.
Irgendwo in der Gegend sollte man sein Nachtlager aufschlagen, Motels gibt es ja genug, wenn an auf die Inteerstate fährt.
Der nächste Point of Interset wäre White Sands, eine Gipswüste, also nicht Sand, sondern Gips bestimmt das Bild. Regen gibt’s da keinen, sonst wäre da alles betonhart, aber so …
In der Gegend von White Sands halten die Amis ihre Schießübungen mit Raketen ab, kann sein, dass man Sperrungen der Straße deshalb erlebt. Der NP jedenfalls ist schon sehr sehenswert: Schnee (Gips) weiße Dünen, so weit das Auge reicht, ab und zu am Rand der Düne eine Agave, das war´s.
Von White Sands (wir sind inzwischen wieder in New Mexico, dem bevölkerungsärmsten Staat der USA) fährt man in Richtung Albuquerque, wo die Rundtour endet – Zeitbedarf etwa eine Woche, Fahrstrecke etwa 2000 Meilen – genug Zeit, um alles so richtig zugenießen.
gh