Bezahlung

Einkommen –

Unser Nachwuchs darbt!

Auf dem Portal „Gehalt.de“ werden die Einkommen der häufigsten Berufe tabellarisch gelistet. So etwas ist zur Orientierung bei der Berufswahl recht praktisch – auch wenn ständig behauptet wird, man solle den Beruf ja nicht „nur“ nach den Einkommensaussichten wählen, es komme vielmehr darauf an, etwas seinen Neigungen entsprechend zu erlernen. Die Realität lehrt uns anderes. Nicht wenige Ausbildungsverträge werden abgebrochen, häufig finden wir eine „Orientierungsphase“ bei Azubis über viele Jahre und mehrere begonnene Ausbildungen hinweg – der „echte“ Berufseintritt, d.h. der Zeitpunkt, ab dem einer regelmäßigen Erwerbstätigkeit nachgegangen wird, verschiebt sich in ein immer höheres Alter. Die Folgen sind nicht nur persönlich sondern auch gesellschaftlich katastrophal. Durch den späten Eintritt in die Berufstätigkeit können kaum ausreichend „Rentenbeitragsjahre“ erworben werden, die dann zu erwartende Altersrente ist kaum höher oder gar niedriger als der derzeitige Hartz IV Satz. Dies dürfte auch daran liegen, dass es nicht wenige Jobs gibt, in denen viel zu wenig „verdient“ wird, Verdienst hier nicht im Sinne des Wortes „was man verdient“ hätte, sondern was man tatsächlich bekommt.

Es ist wohl unbestritten, dass eine Tätigkeit zumindest so viel einbringen sollte, dass man davon auch leben kann. Leben soll hier so definiert werden, dass man sich ein Dach über dem Kopf und zumindest etwas zu essen kaufen kann. Nun kommt hinzu, dass ja auch eventuell der Wunsch besteht eine Familie zu gründen – eine Familie wird nur noch ganz selten mit dem Lohn nur eines Erwerbstätigen auskommen können, alleine um sich eine Wohnung leisten zu können, ist der Doppelverdienst obligat, zumindest in den Ballungszentren mit gesunder Wirtschaft. Billige Wohnungen gibt es dort, wo Arbeitslosigkeit herrscht – nur, da hat man dann gar keinen Verdienst.

Schauen wir uns einmal die Situation in unseren Gesundheitsberufen an: Die Zahnarzthelferin „verdient“ durchschnittlich 20.914 € im Jahr, brutto versteht sich. Gut, nach etlichen Berufsjahren kann das mehr werden – nur, wie bitte soll ein Berufsanfänger damit zurechtkommen? Oder ein Zahntechniker mit 22.033 €? In den Städten, in denen Stellen angeboten werden, ist selbst eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung kaum unter 800 € monatlich (Nebenkosten eingeschlossen) zu bekommen, in Großstädten wären dafür dann schon 1500 monatlich fällig. Nur wer weiter bei den Eltern wohnt kann sich ein so niederes Gehalt leisten. Da geht es dem Fluglotsen mit 67.558 € oder dem Piloten mit 62.986 € schon deutlich besser. So viel bekommt auch kein Arzt bei uns (angestellt), den speisen wir mit etwa 2000 € monatlich ab, brutto.

Bei diesen Angaben muss man berücksichtigen, dass das „Netto“ viel geringer ausfällt – bei 21 Tsd. jährlich kriegt man kaum 1200 monatlich ausbezahlt. 20 % Sozialversicherung gleich 500 €, dann  Steuern von Brutto in Höhe von 19 % Einstiegstarif, wobei etwa 800 monatlich unversteuert bleiben, sind nochmal 400, kann jeder leicht nachrechnen. Das reicht doch hinten und vorne nicht!

Nun soll hier keinesfalls einer Gleichmacherei das Wort geredet werden. Nur zeigt dies auch, dass es der ganzen Branche nicht wirklich gut geht. Beim Anwalt bekommt die junge Dame auch schon 23.879 € für den Anfang, und Anwälte gibt es wie Sand am Meer – jedes Jahr werden etwa nur in Bayern weit über 1000 neue Juristen auf die Gesellschaft losgelassen, die fast alle Anwalt werden. Natürlich sind die dann unterbeschäftigt, das wirkt sich auch auf die Bezahlung der Mitarbeiter aus. Aber bei uns?!

Und da wundert man sich, dass wir keine Azubis mehr bekommen? Der Beruf ist extrem unattraktiv, das ist alles. Zumindest vom finanziellen Aspekt gesehen. Und der ist eben nicht vernachlässigbar, zeigt der „Verdienst“ doch auch, welche „Wertschätzung“ die Gesellschaft einem entgegenbringt. Dumm nur, dass auch die Entlohnung des Arbeitgebers, des Zahnarztes, nicht so üppig ist – es gibt keine „Großstadtzulage“, die es erlauben würde, dort, wo die Mitarbeiter wirklich Hilfe brauchen würden, auch entsprechend mehr zu zahlen. Dass es Berufe gibt, in denen noch schlechter verdient wird, ist ein schwacher Trost. Der Kellner kriegt wenigstens Trinkgeld, das er nicht versteuert oder sozialversichert, und daneben auch noch ein offizielles Gehalt von 20.626 € – bei der Rente wird das knapp, aber, seine Krankenkasse hat er billig und bekommt die gleichen Leistungen. Dass der Frisör kaum was verdient ist bekannt, dem zahlen sie aber auch schon 19.549, und auch der erhält nicht wenig Trinkgeld. Mittlerweile dürfte sich „Trinkgeld“ schon zwischen 10 und 20 Prozent belaufen, basiert auf dem „Grundgehalt“…

Und der Mindestlohn beträgt ja auch schon 17.700, errechnet aus den 39 Stunden wöchentliche Arbeitszeit.

Wie soll man da qualifiziertes Personal bekommen? Da gibt es doch deutlich attraktivere Berufe, ganz objektiv gesehen.

 

 

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