Sarrazin: neues Buch

Wie wir zur großen DDR werden

Was waren das noch für Zeiten: gestandene Arbeiterführer standen der SPD vor, es gab keine Linkspartei, es gab eine stabile FDP nebst mehrheitsfähigen Christsozialen/Christdemokraten, und die Ökologiebewegung war noch in der CDU zuhause.

Da hat ein Holger Börner, Chef der CDU Hessen, über die neu entstandene „Grünenbewegung“, die aus einem Zusammenschluss der ökologisch Bewegten mit den Ultrakommunisten entstand, mit Sprüchen hergezogen „…sowas erledigen wir mit Dachlatten…“.  Börner war Dachdecker von Beruf, Georg Leber (wer erinnert sich noch an den Arbeitsminister?) war Maurer. Auch Willy Brandt war noch ein „echter“ Sozialdemokrat, auch wenn er eine kommunistische Vergangenheit hatte.

Dann wurde irgendwie alles anders. Die „68er“ drängten in die Politik, Abgänger solcher Studiengänge wie Soziologie, Politologie, Germanistik, und alle waren infiziert mit Adornos und Habermas Thesen. „Stamokap“, das war der Feind. Unter Helmut Schmidt hatte dann der Staat schwere Zeiten durchzustehen – die RAF, ein Kommunistischer Terrorhaufen, überzog das Land mit öffentlichen Morden. Die SPD stand zu Schmidt, die Bewährungsprobe wurde bestanden.

Und dann kam Kohl, ein Historiker mit der „Gnade der späten Geburt“, und die CDU driftete nach links, ganz allmählich. Kohl kümmerte sich weniger um die arbeitende Bevölkerung als um die Rentner und andere Empfänger von Sozialtransfers. Da hat sich auch die SPD verändert, altgediente Gewerkschafter wurden ersetzt durch Sozialromantiker. Irgendwie kamen die Interessen der arbeitenden Bevölkerung kaum noch vor in der öffentlichen Diskussion, es ging nur noch um „Sozial“, um Randgruppen, die doch in die Mitte der Gesellschaft zu integrieren wären. Die Zuwanderung der Gastarbeiter wurde ersetzt durch die der Wirtschaftsflüchtlinge, die sich Asylanten nannten.

Schröder, obgleich kein Arbeiterführer mehr, war wohl der letzte „echte“ Sozialdemokrat, und den hat die eigene Partei abserviert. Die vorgezogenen Neuwahlen waren ja nur erforderlich weil die eigene Partei die Gefolgschaft versagte. Und da sind dann die Sozialdemokraten zerbrochen. Es entstand neben den „Grünen“, die in Wirklichkeit „Rote“ sind, eine neue Linkspartei, aus Resten der SED und westlichen Kommunisten. Und damit radikalisierte sich die „Linke“ in allen Linksparteien, weil ja jede Bewegung die anderen links zu überholen versuchte. Und auch die CDU rückte weit nach links – diese heutige CDU hat mit der des Leipziger Parteitags („Angie…“) so gar nichts mehr gemein.

Aus dieser Zeit des Umbruchs stammen Alt-Sozis wie Müntefering (der war mal ein Linksaußen der SPD), Und vor allem auch Thilo Sarrazin. Der war immerhin Senator in Berlin, einer  traditionell SPD-regierten Stadt.

Seit der Machtübernahme durch die Linksaußen wurden traditionelle Sozialdemokraten immer mehr isoliert. Manchmal wurden sie auf fremde Posten gehievt, in der Hoffnung, sie würden dadurch ruhiggestellt. Nicht so Sarrazin, der ärgerte die Ex-Genossen, und er äußerte sich tapfer öffentlich. Kaum eine Publikation wirkte so polarisierend wie  „Deutschland schafft sich ab“, die Sarrazin 2010 veröffentlichte. Was haben sie den Autor zerrissen, die ganze Links-Kamarilla fiel über ihn her, er wurde als Rassist und braun beschimpft. Kaum einer der Kritik übte hat das Buch je gelesen, aber, wozu auch? Das Vorurteil ist immer stärker, die hätten ihre Meinung auch dann nicht geändert wenn sie es gelesen hätten.

Das hat ihn tief verletzt – er hat ja nur Fakten zusammengetragen, und die sind für sich Aussage genug. Nur, die Kritiker wollten die Fakten nicht hören und nicht lesen, die werden nicht zur Kenntnis genommen, weil sie in das festgefügte Weltbild nicht passen. Nun hat Sarrazin unter dem Eindruck der öffentlichen Verfolgung seiner Person ein neues Buch geschrieben: „Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland“. Deutsche Verlags-Anstalt, 397 S., 22,99 Euro.
Darin rechnet er mit den Meinungsmachern in Medien und Politik ab, Das Schubladendenken, das stets links zu sein hat, führte dazu dass er unfair behandelt wurde – jetzt haut er zurück. Er kritisiert Kritiker wie Heribert Prantl und Gabor Steingart.

Sarrazins Studie beschreibt in ihren analytischen und historischen Passagen, welche Elemente zur Meinungsbildung beitragen, wie Meinungsherrschaft entsteht, welche Rolle der Sprache dabei zukommt und wie die Mechanismen der „Political Correctness“ Toleranz in Intoleranz verwandeln können. Kann man nachvollziehen – schon Lenin forderte „parteiliche Objektivität“, andersdenkende wurden kurzerhand als Konterrevolutionäre umgebracht. Indirekt hat Sarrazin Lenin´schen Terror am eigen Leib erfahren.

Heute haben wir, das arbeitet er gut heraus, einen  „Tugendwahn“ bzw. „Tugendterror“. Süßes darf nicht mehr Negerkuss oder Mohrenkopf heißen (in Österreich heißt das nach wie vor „Schwedenbomben“), Sozialhilfeempfänger sind nur noch Benachteiligte, kurz, wer es wagt, gegen die Tugenden, die von der Linken definiert wurden, zu verstoßen, kann sein blaues (pardon: rotes) Wunder erleben.

Von der Christianisierung und dem Untergang der antiken Religionsordnung über die “heilige“ Inquisition und den Terror in der Französischen Revolution bis in die Gegenwart belegt der Autor wie Meinungsterror die Oberhand gewinnt. In Kapitel sechs liefert der Autor Belege für seine Darstellungen, dass ideologisch motivierte Denkverbote und Tabus eine rationale Debatte in Deutschland behindern: man darf einfach nicht sprechen über Gleichheit, Leistung, menschliche Fähigkeiten, den Islam, das klassische Familienbild oder den Nationalstaat, es sei denn in der vorgegebenen Diktion.

Das Postulat „Der Islam ist eine Kultur des Friedens. Er bereichert Deutschland und Europa“ wird bei Sarrazin durch „Die Wirklichkeit“ ersetzt. Fälle von Ehrverbrechen, Zwangsverheiratung,  Kinderschändung, Antisemitismus, Hass, Gewalt sind eine Wirklichkeit des Islam, die man ignoriert. Aber, Gotteskämpfer aus Deutschland, die der Al Kaida zuzurechnen sind, die Herkunft der Mörder vom Word Trade Center – das Attentat wurde in Hamburg vorbereitet – zeigen doch, dass es eben noch andere Tendenzen gibt als die offiziell zugelassenen…

Aber – mit diesen Sozialdemokraten der alten Schule haben die Neuen, wie Gabriel oder Nahles, so gar nichts mehr zu tun. Schade. Und Sarrazin ist ein mutiger  Mann…

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