Praxistipp

Versorgung eines okklusalen Defekts bei einer Edelmetallrestauration

Wir werden älter, und unsere Patienten mit uns. Da wäre es doch gut wenn wir nicht jeder Neuerung nachlaufen würden – denn: wir haben es immer wieder erlebt, dass vollmundige Versprechungen und revolutionäre angebliche Innovationen nichts als leere Luft gewesen sind. Erinnern wir uns: da wurde seit Jahrzehnten versprochen, schrumpfungsfreie Kompositfüllungen herstellen zu können, entweder mittels spezieller Materialien (hat noch jedes Mal nicht geklappt, die schrumpfen nach wie vor nicht unerheblich beim Aushärten), sei es mittels spezieller Polymerisationslampen (Plasmalicht sollte angeblich so rasch die Polymerisation initiieren, dass keine Zeit für´s Schrumpfen bliebe) – und immer hatte der Anwender die Probleme, sie es durch mächtige Randspalte mit der Notwendigkeit noch in der Gewährleistungszeit neue Füllungen einbringen zu müssen, oder, noch schlimmer, die Plasmalampe hat die Pulpa so stark aufgeheizt dass es zur Devitaliserung gekommen ist.

Das heißt jetzt nicht man solle jede Innovation per se ablehnen, natürlich nicht. Jedoch ist es unbedingt empfehlenswert, die Aussagen kritisch zu prüfen oder prüfen zu Lasern (dazu sind die Forschungsabteilungen der Universitäten da) und erst mal etwas abzuwarten. Wenn Studien an maximal 10 Versuchspersonen und über ein halbes Jahr vorliegen (so etwas ist alles andere als selten!) kann man schon mal misstrauisch sein: solche Neuerungen können auch in weiteren sechs Monaten schon wieder vom Markt verschwunden sein. Und jede angebliche super Eigenschaft sollte man besser erst mal in vitro, d.h. außerhalb des Patienten, näher prüfen.

Nun zum konkreten Thema: was tun wir wenn in einer ansonsten einwandfreien Restauration aus Edelmetall ein okklusaler Defekt zu versorgen ist? Gründe für solche Defekte sind vorstellbar:

–          Eine notwendig gewordene endodontische Therapie

–          Ein Defekt wegen übermäßiger Abrasion

Komposit scheidet definitiv aus, weil wir

–          Keine zuverlässige Haftung am Gold herstellen können

–          Wegen der Schrumpfung stets einen Randspalt produzieren

–          Wegen der Lichtundurchlässigkeit des Metalls keine vernünftige Durchhärtung erwarten können

Die Neuanfertigung ist zweifelhaft, wer sagt uns denn dass wir die neue Restauration ebenso passgenau herstellen können? Zumal sich unser Patient schon mal an die Form gewöhnt hat und jede Neuanfertigung für Monate oder gar Jahre als Fremdkörper empfindet?

Man könnte eine Füllung aus Glas Ionomer versuchen. Dabei ist zu bedenken dass GIZ eher als temporäre Füllung zu verstehen ist denn als definitive Versorgung.

Da bieten sich jedoch althergebrachte Techniken eher an:

–          die Goldhämmerfüllung

oder

–          das okklusale Inlay.

Klingt alles recht kompliziert – jedoch kann man so eine hochwertige Top-Versorgung des Defekts einer Neuanfertigung mit den dann deutlich höheren Kosten durchaus gleich setzen – bedenken wir:

–          Die Neuanfertigung löst jedenfalls eine erneute Traumatisierung aus (es gibt z.B. Studien denen zufolge cá 5 bis 10 Prozent der präparierten Zähne innerhalb von fünf Jahren röntgenologisch auffällig werden)

–          Es gibt keine Sicherheit dass die Neukonstruktion eine bessere Passform als die bestehende hat

–          Eine Neukonstruktion wird vom Patienten für einige Zeit als Fremdkörper empfunden

–          Die bestehende Restauration hat sich „eingebissen“ und fügt sich so auch vom gnathologischen Standpunkt aus besser in das Kausystem ein

–          Bei Metalllegierungen hat eine Passivierung der Oberfläche stattgefunden, z.B. verarmt eine Oberfläche einer Edelmetalllegierung zunehmend an weniger edlen Legierungsbestandteilen

Es ist also objektiv betrachtet sinnvoll, die Restauration sorgfältig zu prüfen und bei Feststellung der Funktionstüchtigkeit (außer des okklusalen Defekts) die Restauration instand zu setzen.

Bei einer Inlay-Restauration könnte es problematisch sein wenn eine andere, weniger edle, Legierung eingesetzt wird. Hier gibt das MPG, das schon lange Zeit in Kraft ist, eine Hilfe: es ist obligat die eingesetzten Materialien sorgfältig in den Aufzeichnungen zu dokumentieren, so dass hier Kenntnis von der Ursprungslegierung erlangt werden kann. Weiterhin bildet ein Zement, das zum Einsetzen des Ersatzstückes Verwendung findet, auch eine Isolierschicht, was die Ausbildung eines galvanischen Elements verhindern hilft.

Die Goldhämmerfüllung sollte nicht daran scheitern dass sie nicht in der GOZ 2012 zu finden ist, hier können Analogpositionen genutzt werden. Auch sollte es nicht als Gegenargument gelten, dass die Technik kaum noch gelehrt bzw. beherrscht wird – man kann alles lernen. Als Möglichkeit, mittels Füllung mit plastischem Material, ohne Beteiligung eines Labors, den Defekt zu versorgen, ist die Goldhämmerfüllung auch ein Instrument um generierte Umsätze zum Zweck der Wertschöpfung in der Praxis zu behalten.

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